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    12. Oktober 2007

    "Schule geht nur mit Elternhilfe"

    Braunschweiger Zeitung

    Schatten-Kultusministerin Renate Hendricks will auf die gemeinsame Schule setzen

    Von Michael Ahlers

    HANNOVER. Niedersachsens Schullandschaft sieht sie im 19. Jahrhundert: Durch gezieltes Fördern jedes Kindes, vor allem aber durch Mitarbeit der Eltern will die SPD-Politikerin Renate Hendricks für Bildungsgerechtigkeit sorgen – wenn sie Ministerin wird.

    "Sie guckt nicht durch die Lehrerbrille, sie schaut durch die Elternbrille", lobte SPD-Fraktionschef Wolfgang Jüttner nach der offiziellen Präsentation die nordrhein-westfälische SPD-Politikerin, die sein Schattenkabinett zur Wahl 2008 vervollständigt.

    Dass Ländergrenzen in der Bildungspolitik eher störend sind, machte die fünffache Mutter und frühere Vorsitzende des Bundeselternrats beim großen Antrittsbesuch in Hannover sofort klar.

    Von Mexiko über Finnland und Indien bis zuletzt Kanada habe sie sich Bildungssysteme in aller Welt angesehen, meinte Hendricks. "Zwei Dinge gibt es, die in Deutschland keine Rolle spielen", betonte sie. Es gebe weder ausreichende Förderung der Kinder noch eine intensive Zusammenarbeit zwischen Schulen und Eltern.

    Mit der Schulpolitik der CDU/FDP-Koalition habe Niedersachsen einen Rückschritt ins 19. Jahrhundert gemacht. "Niedersachsen hat den Anschluss an internationale Standards im Bildungsbereich verpasst", sagte Hendricks.

    Belege dafür seien unter anderem schlechte Ergebnisse bei Bildungsstudien von Unicef bis OECD und Pisa, auch für Kindergärten, unterdurchschnittliche Ausgaben des Landes pro Schüler.

    Anders machen würde die Politikerin im Falle eines Wahlsiegs so ziemlich alles: Das gegliederte Schulsystem will sie auf die sanfte Tour verabschieden. So wie es auch die Niedersachsen-SPD längst beschlossen hat, um nicht zu viele Wähler vor den Kopf zu stoßen.

    "Die gemeinsame Schule für alle ist der richtige Weg", sagt Hendricks. Der Wandel soll aber von unten kommen, Schulträger und Eltern das neue System aus dem alten entwickeln.

    "Die eigentliche Gesamtschule ist längst das Gymnasium", so die Politikerin, die sich 2004 wegen der Bildungspolitik von der nordrhein-westfälischen SPD als Landtagskandidatin anwerben ließ.

    Wie viele Lehrerstellen flexible Lehrpläne und unterschiedliches Lerntempo kosten, konnte Hendricks noch nicht beziffern.

    Den Schulen mehr Eigenverantwortung zu geben, wie dies CDU-Kultusminister Bernd Busemann tut, findet sie aber richtig. Kein Wunder: Die Grundsteine legte dessen Vorgängerin Jürgens-Pieper. Sie ist jetzt SPD-Ministerin in Bremen.