Suchen

 
     

    09. Februar 2009

    Produktionsschule Hamburg-Altona - ein Vorbild für Bonn?

    Am 20.01.09 besuchte eine 12-köpfige Bonner Delegation die einzige Hamburger Produktionsschule in Altona, um sich vor Ort über die Möglichkeiten der Umsetzung einer Bonner Produktionsschule zu informieren. Vertreten waren die Bonner Landtagsabgeordnete Renate Hendricks, der Caritas Verband Bonn mit Herrn Steiner und Mitglieder des Studienseminars Siegburg, Abteilung für Sonderpädagogik, unter der Leitung von Annette Dittmann-Weber.

    Die Idee der Produktionsschule kommt aus Dänemark. In diesen Schulen, erhalten Jugendliche ohne Schulabschluss eine neue Perspektive. Sie können ihren Hauptschulabschluss nachmachen und gleichzeitig Erfahrungen in unterschiedlichen Ausbildungsberuf sammeln.

    "In der Produktionsschule haben die Jugendlichen zum ersten Mal eine Ganztagsbetreuung, feste Beziehungen, Vertrauen in ihre Umgebung und vor allem einen geregelten Tagesablauf, was für ihre Persönlichkeitsentwicklung wichtig ist", stellte Hendricks fest. Der Schulleiter der Hamburger Produktionsschule Altona, Thomas Johannsen machte deutlich, dass das Ziel dieser Schulform ein Ausbildungsvertrag ist. Diesen Erfolg verbucht die Produktionsschule Hamburg bei circa 25% der Jugendlichen, die dort ihre Schullaufbahn beendet haben. Weitere 25% setzen ihre Ausbildung in schulischen Laufbahnen fort. Ca. 25% der Jugendliche können in ein Arbeitsverhältnis vermittelt werden. "Dies ist eine sehr hohe Erfolgsquote für diesen Personenkreis und liegt deutlich über denen NRWs", weiß Hendricks zu berichten.

    Beim Rundgang durch die Medienwerkstatt, der hauseigenen Tischlerei und der Küche wird eines sehr schnell klar: "Die Jugendlichen sind bereit zu arbeiten und haben auch die nötige Motivation - geschaffen wird dies auch mittels eines kleinen finanziellen Anreizes der Schule", so Herr Steiner von der Caritas. 150Euro erhalten die Jugendlichen monatlich, jedoch nur für erbrachte Arbeit und ohne Fehlzeiten.

    Herr Steiner vom Caritas Verband Bonn vermerkt aber auch noch etwas anderes: "Die Jugendlichen scheinen den Ernst der Lage erkannt zu haben, sie wissen, dass es sich hier um ihre letzte Chance handelt." Diese Chance können sie auch deswegen wahrnehmen, weil die Schule viel persönlicher aufgefasst wird und ausreichendes Lehrpersonal vorhanden ist.

    "Die persönliche Beziehung zu den Lehrpersonen ist an dieser Schule eines der höchsten Güter. Das auf Vertrauen basierende Miteinander, das gerade Schulabsentisten häufig abhanden gekommen ist, ermöglicht den Schülern sich gemessen an den Zielen der Schulen optimal zu entwickeln", weiß die Fachleiterin vom Studienseminar Siegburg, Annette Dittmann-Weber, die zusammen mit sieben ihrer Lehramtsanwärter nach Hamburg gekommen ist.

    Die Produktionsschule in Altona, feiert in diesem Jahr ihr 10-jähriges Bestehen. Nun soll sie in das Regelangebot der Hamburger Schulen überführt werden. Jeder Stadtteil erhält eine Produktionsschule, sodass die Zahl der Produktionsschulen in Hamburg auf 7 ansteigen wird.

    "Bei dem großen Erfolg der Produktionsschulen in Hamburg fragt man sich, warum die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen nicht die Schaffung von Produktionsschulen in NRW in Angriff nimmt", so Hendricks. Die Besucher sind sich einig, dass eine Produktionsschule in Bonn eine hervorragende Ergänzung zu den bereits bestehenden oder noch auszubauenden Maßnahmen des Übergangsmanagements von der Schule in den Beruf darstellen würde. "Hier könnten viele Schüler unmittelbar erleben, dass sie leistungsfähig sind und dass es sich lohnt, sich für einen Schulabschluss einzusetzen", kommentiert Annette Dittmann-Weber dieses Anliegen.

    Renate Hendricks will jetzt erneut Gespräche im Land und in Bonn führen, um für benachteiligte Jugendliche über die Einrichtung einer Produktionsschule die berufliche Integration erfolgreicher gestalten zu können.