Suchen

 
     

    24. März 2009

    Gründung in Bonn geschafft - Planlose Gesamtschulverhinderungspolitik der Landesregierung geht weiter

    Nach dem Gerichtsbeschluss zur 4. Gesamtschule in Bonn kündigt die Landesregierung nun an, die Heterogenität von Gesamtschulen bei Neugründung neu festzuschreiben. Zukünftig sollen 40 Prozent der Schüler eine Hauptschulempfehlung, 30 Prozent eine Realschulempfehlung und ebenfalls 30 Prozent eine Gymnasial­empfehlung aufweisen.

    Der CDU-Landtagsabgeordnete Helmut Stahl griff daraufhin in einer Landtagsrede Bonner Gesamtschulen an, die nur 12 Prozent an Schüler und Schülerinnen mit Hauptschulempfehlungen annehmen. Seiner Meinung nach wird dadurch das Konzept der Gesamtschule "verraten". Dabei übersieht Stahl ebenso wie die Landesregierung, dass diese strikten Vorgaben zur Heterogenität aufgrund struktureller Voraussetzungen in manchen Städten und Regionen gar nicht zu verwirklichen sind.

    In Bonn entsprechen die Übergänge von den Grundschulen mit Hauptschulempfehlung an die Gesamtschule fast exakt dem Durchschnitt aller Hauptschulempfehlungen, die jährlich ausgestellt werden. Zudem werden an den Bonner Gesamtschulen deutlich weniger Kinder mit Gymnasialempfehlung angenommen, als in Bonn laut Grundschulgutachten ausgewiesen sind. Man kann daher an Bonner Gesamtschulen von einer im Wesentlichen repräsentativen Qualifikationsverteilung sprechen.

    Die SPD-Landtagsabgeordnete Renate Hendricks hält die angekündete Rechts­verordnung für äußerst problematisch: "Auf die verstärkte Nachfrage nach Gesamt­schulplätzen für gymnasial geeignete Kinder reagiert das Ministerium für Schule und Weiterbildung mit Abwiegelung. Die regionale Entwicklung in den Städten und Regionen wird dabei überhaupt nicht beachtet."

    Hendricks begrüßt daher, dass die Stadt Bonn die letzte Möglichkeit zur Errichtung vor der angekündigten Verordnung ergriffen hat und die Gründung der vierten Gesamtschule jetzt möglich ist. "Ich wünsche allen Eltern und Kindern einen guten und erfolgreichen Verlauf der Schulzeit in einer Schule, für die so lange gekämpft werden musste", äußerte sich Hendricks zufrieden.

    Durch die Einführung der neuen Rechtsverordnung sinken die Chancen für weitere Gründungen von Gesamtschulen in Bonn. Durch das Anheben des Hauptschüleranteils an allen Bonner Gesamtschulen auf 40 Prozent würden den bestehenden Bonner Hauptschulen etwa 120 Schüler verloren gehen, was die Schließung von mindestens zwei bis drei Hauptschulen in Bonn zur Folge haben würde. Mit dieser Forderung gesteht die Landesregierung ein, dass die Hauptschuloffensive misslungen ist und ihre Bildungspolitik von falschen Voraussetzungen ausgeht.