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    19. Mai 2008

    Mehr Ganztag in allen Schulen erforderlich

    Seit 2003 gibt es in NRW die offene Ganztagsgrundschule. Im Anschluss an dieses Programm benötigen die Eltern mehr Ganztagsangebote in den weiterführenden Schulen. Seit drei Jahren fordert die Bonner SPD deshalb einen engagierten Ausbau von Ganztagsplätzen in den weiterführenden Schulen.

    Bonn hat sich schon seit langem vorbildlich um den Ausbau von Ganztagschulen bemüht. Von den 27 Ganztagsgymnasien in NRW gibt es zwei in Bonn. Daneben werden drei Gesamtschulen, eine Realschule, drei Hauptschulen und ab Sommer eine Sekundarschule in Ganztagsform angeboten.

    Durch die Art und Weise, wie die Landesregierung die Schulzeitverkürzung am Gymnasium durch Unterrichtsverlagerung in den Nachmittag umgesetzt hat, ist die Nachfrage nach einem pädagogischen Ganztag dort dramatisch angestiegen. Eltern, Schüler und Lehrer wollen diese Verlagerung nicht ohne entsprechende Mittagsangebote und ohne eine veränderte Rhythmisierung des Schulalltags hinnehmen.

    Landesregierung legt Programm auf – Geld reicht für notwendige Umbauten nicht aus

    Jetzt hat die Landesregierung dem Druck aus den Schulen nachgegeben und ein Programm zum Ausbau von Ganztagsschulen im Sekundarstufenbereich aufgelegt. Ab Sommer 2009 sollen den folgenden zwei Jahren 109 Schulen die Möglichkeit erhalten, sich langsam aufwachsend in Ganztagschulen umzuwandeln.

    Bonn könnte aufgrund dieses Programms ab 2009 zwei zusätzliche Ganztagschulen, ein Gymnasium und eine Realschule einrichten. Bonn hat 38 weiterführende Schulen (ohne Förderschulen und Berufskollegs), davon 25 städtische. 10 dieser Schulen werden zur Zeit ganz oder zum Teil im Ganztagsbetrieb geführt. Da dieses Programm zunächst auf 2 Jahre befristet ist, kann Bonn maximal 4 weitere Ganztagsangebote in den weiterführenden Schulen schaffen. 24 Schulen müssen leer ausgehen, auch wenn sie sich für den Ganztag entscheiden wollten.

    Diese Schulen würden mit der fünften Klasse beginnend die Möglichkeit erhalten, sich zur Ganztagschule umzuwandeln. Die älteren Klassen sollen nicht davon betroffen sein. Erst nach fünf Jahren ab Herbst 2014 wird die komplette Sekundarstufe I am Ganztag teilnehmen können. „Damit kommen zu viele Kinder, die bereits jetzt unter der Unterrichtsverdichtung leiden, viel zu spät in den Genuss eines Ganztagangebotes“, kritisiert die schulpolitische Sprecherin der SPD, Gieslint Grenz das Programm.

    „So richtig und wichtig das Landesprogramm ist – ich begrüße die Initiative des Landes ausdrücklich - so unvollständig ist das Programm in der Ausgestaltung und Finanzierung“, führt die Bonner Landtagsabgeordnete Renate Hendricks aus.

    Für den erforderlichen Umbau an den Schulen erhält jede Kommune pro Schule einen Zuschuss von 100.000 Euro, vorausgesetzt sie legt mindestens den gleichen Betrag noch einmal darauf. 100.000 Euro sind eindeutig zu wenig. Die erforderlichen Umbaumaßnahmen für einen Ganztag an einer bestehenden Schule schätzt der deutsche Städtetag mit 800.000 bis zu 1,5 Mio. Euro pro Schule.

    Zusätzlich soll ab dem 1. Februar 2009 an allen weiterführenden Schulen eine pädagogische Übermittagsbetreuung angeboten werden können. Diese umfasst eine Aufsicht in der Mittagspause und Hausaufgabenhilfe. Mit dem Programm „Geld oder Stelle“ sollen die Schulen je nach Schulgröße zwischen 15.000 und 30.000 Euro vom Land erhalten. Von diesem Geld soll eine halbe Lehrerstelle oder die Beschäftigung von „Nicht-Lehrkräften“ in der Schule finanziert werden.

    Die vorherige Landesregierung hatte bereits ein weiterhin fortlaufendes „Programm 13 Plus“ eingeführt, nach dem teilnehmende Schulen für die Betreuung nach dem Unterricht 4.000 Euro pro Gruppe erhalten. „Alle Schulen sollten sehr genau prüfen, ob sie sich mit der alten Regelung bei einer entsprechenden Anzahl von Gruppen nicht besser stellen“, rät Hendricks den Schulen.

    „Der Bedarf an Ganztagsangeboten in Bonn ist groß“, wissen Grenz und Hendricks zu berichten. „Die Stadt Bonn wird sicherlich den Umfang und den Bedarf an Ganztagsangeboten im Hinblick auf die neuen Fördermöglichkeiten prüfen. Dabei erwarten wir, dass Eltern, Lehrer und Schüler der Bonner Gymnasien und Realschulen die Umwandlung zur Ganztagschule ernsthaft diskutieren werden. Wir wollen den weiteren Ausbau von Ganztagsschulen und Ganztagsangeboten aktiv begleiten. Der Landeszuschuss von 100.000 Euro ist bei weitem nicht ausreichend für die erforderlichen Umbaumaßnahmen.“ Die Landtagabgeordnete Renate Hendricks führt weiter aus:„Die derzeitigen Landesregierung feiert die unzureichende Anschubfinanzierungen als bildungspolitisches Highlight.“ „Und die Hauptlasten der Finanzierung werden auf die Schultern der finanziell überlasteten Kommunen abgewälzt“, kommentiert die schulpolitische Sprecherin der SPD-Ratsfraktion, Gieslint Grenz. „Die angestrebte Bildungsoffensive als Reaktion auf Pisa darf nicht nur verbal und finanziell halbherzig geführt werden, sondern muss als Schwerpunkt unserer Investitionen in die Zukunft ausreichend finanziert und ausgestattet werden“ meinen dazu die beiden Schulpolitikerinnen.

    Die diskriminierende Benachteiligung der Gesamtschule geht indes weiter. Denn auch mit diesem Programm soll es künftigen Gesamtschulen nicht möglich sein, wie bisher selbstverständlich in Ganztagsform zu arbeiten. Diese Benachteiligung ist ein klarer Verstoß gegen den bestehenden Elternwillen und die von der NRW-Landesregierung vorgeschobenen Beweggründe für ihre „Ganztagsoffensive“.