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    06. November 2007

    Engagement für Indien zahlt sich aus

    Bonner SPD-Landtagsabgeordnete Renate Hendricks besucht in Indien Einrichtungen im Tsunami Gebiet

    Mit der Erfahrung, dass das Bonner Engagement sowie die finanzielle Unterstützung für soziale Hilfsprojekte in Indien das Leben der Menschen dort wirklich verbessert, kehrte Renate Hendricks, Eine-Welt-Sprecherin der SPD Landtagsfraktion, gemeinsam mit einer Delegation des Indien-Hilfswerks und der AWO International aus dem Bundesstaat Tamil Nadu, in Südindien zurück. Hendricks besuchte Einrichtungen in der Stadt Chennai, wo ca. 6,5 Millionen Menschen leben und im Cuddalore District wo ca. 2,3. Millionen leben. Gerade in den ländlichen Gebieten von Cuddalore, in denen sich die Bundesstadt Bonn engagiert, leben 1,5 Millionen Menschen.

    Die AWO International, die Welthungerhilfe und das Indien Hilfswerk aus Heinsberg arbeiten eng mit dem „Life Help Center“ in Indien in Chennai und Cuddalore zusammen. Die Stadt Bonn hat nach dem Tsunami auch mit dem Indien Hilfswerk kooperiert. In der Zwischenzeit findet die Zusammenarbeit über den Verein „Bonn hilft Cuddalore“ überwiegend mit der Don Bosco Mission in Cuddalore statt.

    Indien ist einer der größten Empfänger deutscher Entwicklungshilfe. Das Engagement in Süd-Indien ist nach dem Tsunami noch einmal angewachsen und in Teilen neu akzentuiert worden. Indien wird die Umsetzung der Millenniumsziele aufgrund seiner Einwohnerzahl in den nächsten Jahren nicht erreichen. Die sozialen und demografischen Probleme in Indien haben sich verschärft. 1,1 Milliarden Menschen leben in Indien, davon schätzungsweise mehr als 300 Millionen in bitterster Armut. Mehr als die Hälfte der Frauen sind heute immer noch Analphabeten. Knapp die Hälfte aller indischen Kinder sind unterernährt.

    Kinderarbeit ist normal. Selbst kleinste Kinder werden mit Arbeiten betraut, um die Familien finanziell zu unterstützen. Man geht davon aus, dass bis zum Jahr 2020 die Bevölkerung noch einmal um 200 bis 300 Millionen anwachsen wird. Gleichzeitig wächst die Zahl der alten Bevölkerung insbesondere auf dem Land. Durch weg brechende und sich auflösende Familienstrukturen sowie durch fehlende Sozialversicherungen sind viele alte Menschen von Armut, Krankheit und Obdachlosigkeit betroffen.

    Der wirtschaftliche Boom der letzten Jahre hat die Kluft zwischen den armen und reichen Bevölkerungsschichten in Indien vertieft. Vom wirtschaftlichen Wachstum haben insbesondere die reichen Schichten profitiert.

    Es fehlt an einer Grundbildung für alle Kinder, weil längst nicht alle Kinder in eine Schule gehen können. Die Eltern sind zudem verpflichtet Schulgeld zu entrichten. Anderseits haben Jugendliche ohne Ausbildung keine Perspektive am Wachstum der Wirtschaft ausreichend teilzuhaben.
    Erschreckend sind der Schmutz, die Armut, die Mengen von Unrat und Müll. Die Flüsse sind Kloaken, die ungeklärt in den indischen Ozean geleitet werden.

    „Schon mit einer geringen handwerklichen Ausbildung sind behinderte Kinder aus dem „Life Help Center“ später in der Lage, in ihre Dörfer zurückzugehen und sich dort selbstständig zu ernähren“, berichtet Hendricks. Sie durfte im neu gebauten „Children Village“ im Tsunami-Wiederaufbaugebiet in der Nähe von Cuddalore zusammen mit ihrer Kollegin Ulla Meurer, MdL, eine integrative Schule sowie Unterkünfte für Waisen und Behinderte im Kinderdorf einweihen. In dieser Schule ist zusätzlich eine Aids-Prävention vorgesehen. Kondome sind teuer und stehen nicht in ausreichender Menge zur Verfügung. In dem Medizinzentrum soll die örtliche Nahversorgung zukünftig angeboten werden. Daneben gibt es eingegliedert an den Schulcampus Witwen- und Waisen-Projekte.

    Die Schule bietet allen Kindern ein Mittagessen und Wohnmöglichkeiten, für die Kinder, die nicht täglich nach Hause fahren können.
    Die Schule des Life Help Centers in Cuddalore benötigt dringend ein Wasserbett zur Therapie der behinderten Kinder. Unterrichtsmaterial und Einrichtungsgegenstände müssen ebenfalls angeschafft werden.

    Eltern und Kinder haben in Indien erkannt, welchen Wert eine vernünftige Bildung und Ausbildung für sie hat und wie entscheidend diese ihr zukünftiges Leben bestimmen wird. Trotzdem fehlt es den Eltern häufig am Schulgeld. Auch für die Schule des Life Help Centers muss ein geringes Schulgeld entrichtet werden.

    Hendricks berichtet, wie die Mütter ihre Kinder in die Schule begleiten und aktiv die Therapie unterstützen. Zudem freue sie sich, dass eine große Zahl von deutschen Praktikanten, vor Ort anpacken und im Schulzentrum in Chennai mithelfen und damit einen aktiven Beitrag zum deutschen entwicklungspolitischen Engagement in Indien leisten.

    Neben der Unterstützung der Bildungseinrichtungen und einer Verbesserung der medizinischen Versorgung sowie Projekten, die die Frauenbenachteiligung abbauen helfen, sind auch Altenprojekte erforderlich. Für ältere Menschen außerhalb des Familienverbundes gibt es praktisch keine Daseinsfürsorge. Wer aus Alters- oder Gesundheitsgründen nicht mehr erwerbstätig sein kann, ist auf die Zuwendung der Familie angewiesen. Dabei sind weitaus die meisten Jobs sehr schlecht entlohnte Tätigkeiten, die für den Lebensunterhalt häufig nicht ausreichend sind. Der Tageslohn ist oft weniger als 50 Rupien, was einem Euro entspricht.

    In der Region Cuddalore wird dringend Hilfe bei der Müllentsorgung und bei der Abwasserklärung benötigt. „Dies sollten und könnten sinnvolle Projekte für ein weiteres Engagement in der Region sein“, stellt Hendricks fest. Es wäre schön, wenn deutscher Sachverstand und Know how in der Region Cuddalore Anwendung fänden, so Hendricks abschließend.

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