Suchen

 
     

    17. Dezember 2007

    Betreuungskontingente in Bonn reichen nicht- Bildungserfolg früh sichern ist kommunalpolitische Aufgabe

    Derzeit ist das Jugendamt der Stadt Bonn damit beschäftigt, die Betreuungswünsche bei den Eltern zum kommenden Kindergartenjahr abzufragen.

    Die Landesregierung hat für die Finanzierung bestimmte Festsetzungen getroffen. In den Planungsgrößen für die Betreuungszeiten geht die Landesregierung davon aus, dass Eltern zwischen 25, 35 und 45 Betreuungsstunden pro Woche wählen können. Bei der Veranschlagung geht die Landesregierung davon aus, dass 45 Stunden Betreuungszeit sowohl für die Unterdreijährigen, als auch für die Kinder über drei Jahren, am geringsten nachgefragt werden. Tatsächlich stellt sich die Nachfrage in Bonn - ebenso wie in vielen anderen Städten – jedoch völlig anders dar. Es gibt eine deutlich größere Nachfrage nach Betreuungszeiten von 45 Stunden, als die im KiBiz vorausgesehen Planungszeiten es ausweisen.

    Vollberufstätige Väter und Mütter benötigen häufiger, als von der Landesregierung geplant, eine 45 Stunden Betreuung für ihre Kinder. Nur so können sie ihren Beruf mit Kindern und Familien vereinbaren. Zumal wenn sie flexibel und zudem auf der sicheren Seite sein wollen. Viele Eltern wollen auch ausschließen, dass sie nur gehetzt die Tagestätte erreichen. Dies gilt sowohl für die Unterdreijährigen, als auch für die Kinder ab dem dritten Lebensjahr.

    Gleichzeitig wachsen Kinder in Bonn zunehmend unter sehr unterschiedlichen sozioökonomischen Bedingungen auf. Die Zahl der Kinder, die unter prekären Lebensverhältnissen aufwächst, steigt leider beständig an. Seit Anfang 2005 ist die Zahl der Kinder, die in Armutsverhältnissen leben müssen, abermals um 100 Prozent gestiegen. Insgesamt 5,9 Millionen Kinder leben derzeit bundesweit in Haushalten mit einem Jahreseinkommen von höchstens 15.300 Euro. Alleine in Nordrhein-Westfalen geht man von mehr als 815.000 Kindern aus, die wirklich arm sind und dringend zusätzliche Hilfe benötigen.

    Aus dieser Entwicklung resultiert eine bildungspolitische Dimension für die Stadt Bonn. Will man für Kinder aus benachteiligten Familien gleiche Lebens- und Bildungschancen herstellen, muss man früh mit einer guten Bildung und frühen Förderung beginnen. Gerade der frühkindlichen Bildung kommt ein hoher Stellenwert zu, da hierdurch die Basis für die schulische Bildungsfähigkeit gelegt wird. Verantwortlich handelnde Kommunen können sich deshalb dieser Aufgabe nicht entziehen.

    Bonn hat in den letzten Jahren begonnen eine präventive sozialräumlich orientierte Kooperation zwischen den unterschiedlichen Diensten auf den Weg zu bringen. Daher wissen wir in Bonn, dass wir eine große Anzahl von Kindern gerade auch aus benachteiligten Familien haben, die eine 45 Stunden Betreuungszeit dringend benötigen. Nur wenn wir diesen Kindern ein anregungsreiches Milieu bieten und die Eltern unterstützen, können wir dem Ziel der Bildungsgerechtigkeit ein Stück näher kommen.

    „Das Erschreckende ist, dass die Kinderarmut weiter steigt, obwohl die Konjunktur boomt und die Arbeitslosenquote sinkt“, führt Renate Hendricks aus. „Beunruhigend ist auch, dass vor allem Kinder mit Migrationshintergrund besonders stark betroffen sind. So lebt in NRW jedes dritte Kind ausländischer Herkunft derzeit von Hartz-IV-Zahlungen.“ „Integrationsdefizite sind damit vorprogrammiert", ergänzt Renate Hendricks.

    „Schon heute verlassen in NRW mehr als 14 Prozent dieser Jugendlichen die Schule ohne Abschluss, damit liegen die Zahlen bei dieser Personengruppe mehr als doppelt so hoch wie bei der Gesamtbevölkerung“, so Hendricks.

    Eine frühe und effektive Sprachförderung benötigt zudem Sprachanlässe in der zu sprechenden Sprache. Zum Deutschlernen sollten diese Kinder deshalb frühzeitig in die Tagestätte gehen. Frühe Sprachförderung in der Kita bringen am Ende deutlich bessere schulischen Leistungen, wie die letzte PISA Studie nachweist.

    „Wir gehen daher davon aus, dass insbesondere im Bereich der benachteiligten Kinder viele einen Tagesplatz von 45 Stunden pro Woche benötigen werden“, so Hendricks. „Insofern hoffen wir sehr, dass die Ankündigungen der Landesregierung, dass eine Ausweitung des Angebotes jenseits von den Planungszahlen für Bonn möglich ist“ führt Hendricks fort. Denn sonst werden wir etlichen Kindern die erforderlichen Plätze im kommenden Jahr nicht zur Verfügung stellen können. Schätzungsweise benötigen wir ein Platzvolumen von ca. 50 Prozent im Bereich von 45 Stunden.