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    18. April 2008

    Offenen Brief an den Sozialminister Karl-Josef Laumann bezüglich der Zukunft des Heroinprojekts in Bonn und NRW

    Sehr geehrter Herr Minister Laumann,

    als Bonner Abgeordnete liegt mir das bundesweite Modellprojekt zur heroingestütz-ten Behandlung Opiatabhängiger sehr am Herzen. Das Heroinprojekt läuft in Bonn seit 2002. Die Ergebnisse sind beeindruckend und sprechen für sich: Von den 35 Patienten, die in der Heroinambulanz in Bonn behandelt werden, haben alle einen festen Wohnsitz, 40 Prozent von ihnen sind arbeitsfähig. Die Beschaffungskriminali-tät ist faktisch weggefallen. Das zentrale Ergebnis des bundesdeutschen Modellpro-jekts hat ergeben, dass 80% der Probanden eine gesundheitliche Verbesserung vorweisen konnten. Die psycho-soziale Betreuung, die ebenfalls 80% der Patienten in Anspruch nahmen, konnte außerdem zu einer Verbesserung der sozialen Lage und Lebensqualität führen.
    Das Heroinprojekt ist sowohl aus wissenschaftlicher wie auch aus der Sicht der Pati-enten ein Erfolg und eine vielversprechende Behandlungsmöglichkeit.
    Leider steht das Projekt in Bonn wie auch in anderen Modellstädten allerdings vor dem Aus: Die Finanzierung ist lediglich für das Jahr 2008 sichergestellt und fußt schon für dieses Jahr fast ausschließlich auf städtischen Geldern. Um eine ausrei-chende Finanzierung und damit eine Fortführung des Projekts zu ermöglichen, be-darf es unbedingt einer zusätzlichen Mittelzuweisung.

    Mich freut es sehr, dass sich die CDA, deren Vorsitzender Sie sind, für die staatlich kontrollierte Heroinabgabe ausgesprochen hat. Außerdem freue ich mich, dass sich das Land NRW im Bundesrat für die Änderung des Arzneimittelgesetzes sowie der Betäubungsmittel-Verschreibungsordnung eingesetzt hat, um so die diamorphin-gestützte Behandlung der Patienten zu ermöglichen. Deren Behandlung ist bislang aufgrund einer Ausnahmegenehmigung des Bundesamtes für Arzneimittel und Me-dizinprodukte lediglich bis zum 30.6.2010 gesichert. Dies zeigt, dass das Land NRW das Heroinprojekt ebenfalls als aussichtsreich und erforderlich ansieht.

    Umso wichtiger muss es aus Sicht der Landesregierung sein, die Fortführung des Projekts sicherzustellen. Dies geht allerdings nur durch eine zukunftsfeste Finanzie-rung, die die Kommunen alleine nicht leisten können. Es wäre daher überaus wün-schenswert und darüber hinaus auch im Interesse NRWs, wenn sich die Landesre-gierung für die Finanzierung der Projekte in ihrem eigenen Land entscheiden könnte.

    Zu berücksichtigen ist außerdem, dass das Projekt nicht nur einen Kostenaufwand bedeutet, sondern ebenso zu einer Kostenersparnis führen kann: Die Beschaffungs-kriminalität fällt, wie oben dargestellt, faktisch weg. Ebenso sinken durch die Verbes-serung des Gesundheitszustandes die Ausgaben der Krankenkassen. Eine Schwei-zer Studie hat ergeben, dass es nach Abzug der therapiebedingten Kosten sogar zu einem volkswirtschaftlichen Gesamtnutzen kommt.

    Da Sie das Projekt konzeptionell und prinzipiell unterstützen, wäre es ein deutliches Zeichen, wenn das Land eine konkrete Unterstützung über das bisherige Engage-ment hinaus leisten würde.

    Ich bitte Sie daher, eine Finanzierung der beiden Standorte des Heroinprojekts in NRW sicherzustellen. Dies liegt nicht nur im Interesse der Patientinnen und Patien-ten, sondern auch im Interesse des Landes und seiner Bürger und Bürgerinnen selbst.

    Mit freundlichen Grüssen,

    Renate Hendricks