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    14. November 2007

    Rede zum Antrag von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN "Schulen Luft holen lassen – zentrale Prüfun­gen entzerren"

    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir perpetuieren den Bildungsauftrag der Schule ganz nett, wenn wir die Prüfungen jetzt zum Wohle der Ministerin durchführen, Herr Kaiser. Gemach, gemach! Ich habe immer gedacht, wir sollten die Kirche im Dorf lassen. Ich habe immer gedacht, Prüfungen sind eigentlich auch zum Wohle der Schülerinnen und Schüler da, um sie sozusagen mit verbindlichen Prüfungen zu entlassen, damit wir sicher sein können, dass sie die Standards, die wir von ihnen erwarten, auch tatsächlich mit hinaus ins Leben nehmen.

    Lassen Sie uns noch einmal den Antrag von den Grünen anschauen, Herr Kaiser. Wir hatten die Diskussion bereits im Ausschuss. Wir hatten schon im Ausschuss die sehr unterschiedliche Einschätzung zwischen den jeweiligen Fraktionen.

    Wir von der SPD haben sehr deutlich gemacht, dass die Rückmeldungen, die wir aus den Schulen haben, in der Tat der Beschreibung der Grünen im Antrag entsprechen. Wir haben uns in der Tat auch mokiert und uns gefragt, woher Sie eigentlich Ihre praktischen Erfahrungen nehmen, wenn Sie mit einer Nonchalance behaupten, es wäre gar nicht so schlimm.

    Tatsächlich mussten die zentralen Prüfungen in diesem Jahr innerhalb von 28 Tagen durchgeführt werden. Die Lehrer werden zu Downloadern. Das Ganze artet in Symbolpolitik aus. Es findet in dieser Zeit auch keine Qualitätssicherung im Unterricht mehr statt, weil wir uns in einem Prüfungsmarathon befinden. Es ist überhaupt nicht einzusehen, warum genau in diese Zeit auch noch die Lernstandserhebungen fallen müssen, Frau Ministerin.

    Das heißt, wenn wir hier im Sinne der Schüler handeln – ich glaube, es ist immer das Anliegen der Ministerin gewesen, dass wir zum Wohle der Schüler handeln – dann müssten wir an diesem Punkt dafür sorgen, dass Qualitätssicherung für die Schulen möglich ist – das heißt, wir dürfen Lehrer und Lehrerinnen nicht überfordern – und dass Schüler und Schülerinnen nicht zusätzlich in ein Prüfungsfieber hineinkommen. Das heißt aber auch konkret für die Schulen: Es muss, wenn man verantwortlich planen will, eine Entzerrung der Prüfungstermine stattfinden.

    Niemand braucht die Lernstandserhebungen am Ende eines Schuljahres. Die können am Anfang des Schuljahres stattfinden, die können mittendrin sein; dann geben sie auch noch zusätzlich Rückmeldung. Die zentralen Prüfungen müssen stattfinden, aber auch hier könnte es eine Entzerrung geben.

    Wenn Sie sich die Belastungen von Lehrern und Lehrerinnen anschauen – ich weiß das sehr gut, weil ich etliche Lehrer und Lehrerinnen im Freundeskreis habe –, dann stellen Sie fest, dass die in der Zeit der Lernstandserhebungen keine Zeit finden, sich privat zu treffen. Außerdem klagen sie ständig über ein Burn-out-Syndrom. Auch das ist eine entscheidende Frage, mit der wir uns im Landtag beschäftigen müssen: Wie gehen wir eigentlich mit Lehrergesundheit um?

    Auf diese Frage haben Sie bisher keine ausreichende Antwort gegeben. Was tut die Landesregierung zum Wohle der Lehrer und Lehrerinnen, damit deren Leistungsfähigkeit erhalten wird?

    Also: Wir stimmen dem Antrag der Grünen zu und sind der Meinung, dass es überfällig ist, dass hier etwas passiert.