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    08. Februar 2008

    KMK will Schulabbrecherquote senken - Wie evaluiert NRW die eigenen Programme zur Vermeidung von Schulabbrechern

    Integrationspläne, Werkstattjahre oder Praxisklassen, die Frage bleibt, ob derartige Programme ausreichen, oder ob es nur Reparaturmaßnahmen sind, die durch bessere rechtzeitige Förderung hätten vermieden werden können.

    Auch in NRW haben in den letzten Jahren, viele Programme vor allem die aufwendige nachträgliche Qualifizierung von Schulabbrechern im Blick gehabt. Doch auch die meisten aktuellen Initiativen setzen erst am Ende vieler Schulbiografien an, nämlich in der achten oder neunten Klasse.

    Frühkindliche Bildung, Ganztagsschulen, Lehrerteams im Unterricht, Professionenmix in der Schule. Die beste Maßnahme gegen Schulabbruch, scheint eine möglichst intensive individuelle Förderung von Beginn an ohne Beschämung sowie ein ausreichendes Leistungsniveau in allen Schulen zu sein. Schonräume sind nach Auffassung der OECD keine sinnvollen Maßnahmen. Wir brauchen Regelschulen, in denen kein Kind abgeschrieben, abgeschoben oder abgeschult wird. In denen Schulversagen als Versagen der Schule verstanden wird. Nicht als Versagen der Schüler. In denen die Schule in die Lage versetzt wird, die Schüler und Schülerinnen zu unterstützen und dabei selber ausreichend Hilfe erhält.

    Maßnahmen, die nach der Schule greifen, kommen oft zu spät und sind häufig wirkungslos. Auch in Nordhrein-Westfalen werden Jugendliche in Warteschleifen versorgt, weil es keine Ausbildungsplätze gibt. Nach aktuellen Angaben des Sozialministers sind es noch 1800 Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz haben. Diese Zahlen mögen mehr oder weniger nachvollziehbar sein. Viele dieser Jugendliche sind schon ein- oder zweimal sitzen geblieben oder haben jahrelang nur Fehlschläge erlebt. Wenn man vorher eingegriffen hätte, wären solche Biografien zu einem großen Teil vermeiden werden können. Die bundesweiten Reparaturkosten werden zwischen 3,4 und 6 Milliarden Euro jährlich beziffert. Genaue Zahlen scheinen nicht bekannt zu sein. Insgesamt handelt es sich um eine riesige Sickergrube, die aus Pflichtaufgaben und Transferleistungen des Staates begründet ist. Prävention würde deutlich nachhaltiger wirken und den Staat und damit dem Steuerzahler weniger kosten.

    NRW hat eine Vielzahl von Programmen aufgelegt, die an die Schule anschließen. Mit den Programmen zur Hauptschule sollen nun Schule und Praxis besser verzahnt werden. In der Regel sind diese Programme für Hauptschüler gedacht. Von Förderschüler/innen spricht in diesem Zusammenhang niemand. Andere Schulformen profitieren nicht von diesen Programmen. Hier wird zunächst „abgeschult“, sitzengelassen, bevor eine entsprechende Förderung überhaupt möglich wird.

    Die Vielzahl der Programme täusche darüber hinweg, dass bislang nur ein Bruchteil der potentiellen Adressaten überhaupt erreicht werde. Viele ziehen weiterhin ihre Warteschleifen in Berufsbildenden Schulen und in Maßnahmen der Agentur für Arbeit. Etliche werden gar nicht mehr erreicht.

    Oft laufen diese Initiativen nur solange, wie gerade Gelder aus irgendwelchen Töpfen fließen. So zum Beispiel aus dem Europäischen Sozialfond. Eine wissenschaftliche Evaluation der Programme ist zudem bisher nicht ausreichend erfolgt. Bisher kann niemand wirklich sagen, ob es überhaupt Sinn macht diese Programme in die Schule zu integrieren oder wie diese Programme zu modifizieren sind.

    Vor diesen Hintergründen frage ich die Landesregierung:

    1. Wie viele unterschiedliche Programme sind in NRW aus welchen Töpfen in welcher Höhe für Jugendliche in oder nach Schulabschluss im Haushaltsjahr 2007 bisher finanziert worden?

    2. Werden die jetzigen Schulabbrecherinitiativen der Landesregierung wissenschaftlich begleitet bzw. evaluiert?

    3. In welchem Umfang werden Mittel für die Schulabbrecherprogramme im Haushaltsjahr 2008 aus welchen Haushaltstöpfen vorgesehen?

    4. Warum kommen Schüler und Schülerinnen der Förderschulen in den „Offensivplänen zur besseren Integration“ der Landesregierung nicht vor?

    5. Wie viele Schüler und Schülerinnen, aus den Hauptschulen und Förderschulen, wie viele aus den Realschulen, Gymnasien und Gesamtschulen befinden sich im laufenden Schuljahr in einer schulischen oder beruflichen Warteschleife?

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    Antwort der Landesregierung:
    KMK will Schulabbrecherquote senken - Wie evaluiert NRW die eigenen Programme