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    06. Mai 2008

    Soziales Jahr mit Mittlerer Reife für sozial engagierte Hauptschüler

    LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 14. Wahlperiode Drucksache 14/6889 30.05.2008 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 2458 der Abgeordneten Renate Hendricks SPD Drucksache 14/6631 Soziales Jahr mit Mittlerer Reife für sozial engagierte Hauptschüler Wortlaut der Kleinen Anfrage 2458 vom 16. April 2008: Das „Freiwillige soziale Jahr (FSJ) + mittlere Reife“ ist ein Projekt des Internationalen Bundes (IB), das sozial engagierten Hauptschülern neue Perspektiven eröffnet. Die Schüler erhalten eine Chance, sich während der zweijährigen Ausbildung für Berufe im sozialen Bereich zu qualifizieren, deren Voraussetzungen sie unter normalen Umständen nicht erfüllen: „In den meisten sozialen Berufen ist die Mittlere Reife inzwischen ein "Muss für einen Ausbildungsplatz“, Die Voraussetzungen für das Programm sind sehr weit gefasst. Hauptschulabgänger im Alter von 16-27 Jahren mit mindestens einer Note befriedigend in den Hauptfächern Deutsch, Mathematik und Englisch können sich bewerben. In den folgenden zwei Jahren teilen sich zwei Schüler eine Einsatzstelle und wechseln im monatlichen Rhythmus zwischen Schulbank und sozialer Einrichtung. Es geht darum, den Hauptschülern, die es zunehmend schwieriger haben einen Ausbildungsplatz zu bekommen, durch Weiterqualifizierung eine Perspektive zu bieten und sie nach erfolgreichem Abschluss des Programms auf dem Arbeitsmarkt im sozialen Bereich zu integrieren. „FSJ + mittlere Reife“ ist ein Beispiel für erfolgreiche Weiterbildung und Integration. Das Programm kann außerdem einen aktiven Beitrag zur Stärkung der Zivil- und Bürgergesellschaft leisten. Die Erfahrungen, die bislang aus Bayern und Baden-Württemberg vorliegen, bestätigen den Erfolg des Programms. Die Finanzierung von „FSJ + mittlere Reife“ vollzieht sich zurzeit über Investoren, Bildungspatenschaften werden angestrebt. Vor diesen Hintergründen frage ich die Landesregierung: 1. Gedenkt die Landesregierung die positiven Erfahrungen aus diesem süddeutschen Programm in NRW umzusetzen? 2. Ist an einer finanziellen Beteiligung der Landesregierung an der Finanzierung des Programms gedacht? 3. Sieht die Landesregierung in dem Programm eine Chance, die Arbeitslosenquote der Hauptschüler zu verringern? 4. Welche Chancen sieht die Landesregierung, durch dieses Programm die Integrationschancen von Kindern mit Migrationshintergrund auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu verbessern? 5. In welcher Weise finden erfolgreiche Programme bzw. Strategien aus dem Bundesgebiet zur Verbesserung der beruflichen Integration von Schulabgängern Eingang in die Politik der Landesregierung? Antwort des Ministers für Arbeit, Gesundheit und Soziales om 29. Mai 2008 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit der Ministerin für Schule und Weiterbildung, dem Minister für Generationen, Familie, Frauen und Integration und dem Finanzminister: Das Projekt FSJplus – Realschulabschluss im Freiwilligen Sozialen Jahr – ist zur Durchführung durch den Internationalen Bund für Sozialarbeit am Standort Nürnberg für September 2008 geplant; es ist entsprechend der Internet-Publikation der Diakonie Württemberg aktuell ein bundesweit einmaliges Angebot für volljährige junge Menschen mit Hauptschulabschluss, die im Rahmen des FSJplus auch den Realschulabschluss (Fachoberschulreife) erwerben können. Dies gelang beim ersten Durchgang nach Aussage des Trägers 15 von 25 Jugendlichen, die 2005 mit der Maßnahme begonnen hatten, und eröffnet diesen die Möglichkeit, eine Ausbildung im pflegerischen Bereich, in dem sie während des FSJplus gearbeitet hatten, zu beginnen. Dies ist im Verhältnis zu den jährlich ca. 25.000 Teilnehmenden am Freiwilligen Sozialen Jahr zu sehen. Das Projekt wird u. a. gefördert mit Mitteln des ESF, des Sozialministeriums Baden-Württemberg und des BMFSJF. Zu den Fragen 1 und 2 Insofern nach den der Landesregierung vorliegenden Erkenntnissen bislang nur ein Projekt mit geringer Teilnehmerzahl existiert, hält sie die Frage einer Umsetzung in NRW und einer finanziellen Beteiligung des Landes für verfrüht. Mit Hilfe der Ausbildung zur/zum „Altenpflegehelfer/in“ hat die Landesregierung bereits im Jahr 2006 einen sehr viel breiter nutzbaren Weg in eine qualifizierte Berufsausbildung im pflegerischen Bereich geschaffen: Erfolgreiche Teilnehmer/innen des Werkstattjahres können über die einjährige Helferausbildung in die dreijährige Fachkraftausbildung münden und bei guten Ergebnissen in der Helferausbildung diese sogar um bis zu einem Jahr verkürzen. Zu den Fragen 3 und 4 Angesichts der kleinen Zahl der bislang Beteiligten kann von einer positiven Wirkung im Einzelfall, nicht aber von einer relevanten Verringerung der Arbeitslosigkeit von Jugendlichen mit Hauptschulabschluss ausgegangen werden. Eine Prognose über mögliche Wirkungen einer Ausweitung des Ansatzes verbietet sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt auf Grund der noch geringen Erfahrungen. Zur Frage 5 Die zuständigen Landesministerien sammeln in vielfältiger Weise Informationen über Maßnahmen und Projekte zur beruflichen Integration von Jugendlichen in Deutschland und den Ländern der Europäischen Union und werten diese mit dem Ziel aus, die eigenen Maßnahmen zu optimieren. Zudem hat die Landesregierung mit ihren Partnern im Ausbildungskonsens Nordrhein- Westfalen den Weg beschritten, an die Stelle einer Vielzahl von regionalen Projekten strategisch gezielte, flächendeckende Maßnahmen zu setzen. Genannt seien:
    • Das Rahmenkonzept des Ausbildungskonsenses Nordrhein-Westfalen „Berufsorientierung als Bestandteil einer schulischen individuellen Förderung“,
    • die darauf aufbauende gemeinsame Maßnahme „Zukunft fördern – vertiefte Berufsorientierung gestalten“ von Ministerium für Schule und Weiterbildung und der Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen der Bundesagentur für Arbeit,
    • die Qualifizierung von ca. 2.000 Lehrerinnen und Lehrern zu Studien- und Berufswahlkoordinatoren,
    • die landesweiten Maßnahmen „Betrieb und Schule (BUS)“,
    • der Dritte Weg der Berufsausbildung,
    • das Werkstattjahr, sowie
    • das Pilotprojekt „EinTopf“, mit dem in drei arbeitsmarktpolitischen Regionen des Landes versucht wird, die berufliche Integration der benachteiligten Jugendlichen zu optimieren.