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    29. Juni 2009

    Studentinnen und Studenten zeigen sich von schlecht konzipierten BA/MAStudiengängen überfordert - Nachfrage nach psychologischen Beratungsstellen steigt an

    LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN
    14. Wahlperiode
    Drucksache 14/9495
    29.06.2009

    Antwort
    der Landesregierung
    vom 12. August 2009 auf die Kleine Anfrage 3445
    der Abgeordneten Renate Hendricks SPD
    Drucksache 14/9681

    Studentinnen und Studenten zeigen sich von schlecht konzipierten BA/MAStudiengängen überfordert - Nachfrage nach psychologischen Beratungsstellen steigt an

    Das Klischee vom faulen Studenten, der bis Mittags schläft und abends lange feiert, hat spätestens mit den neuen Studiengängen ausgedient.

    Pflichtveranstaltungen von morgens bis abends und eine hohe Dichte von Prüfungen sowie zahlreiche zu erbringende Leistungen sind an der Tagesordnung. Häufig ist diese übertriebene Belastung die Folge schlecht konzipierter Studiengänge. Vielerorts sind die alten Magister- und Diplomstudiengänge in das starre Korsett eines deutlich kürzeren BA Studiengangs mit einer Regelstudienzeit von gerade einmal drei Jahren gepresst worden. Damit bleibt den Studentinnen und Studenten mindestens ein Drittel der Zeit verwehrt, die ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen aus den „alten“ Studiengängen zur Verfügung standen. Der Stoff hingegen ist häufig nur minimal reduziert.

    Neben der erhöhten Belastung, der die Studentinnen und Studenten pausenlos in Atem hält und über den Büchern, Mitschriften und Skripten hängen lässt, hat sich eines grundlegend geändert: Alle erbrachten Leistungen zählen für die Abschlussnote! Ausrutscher oder ein knappes Bestehen eines ungeliebten Teilthemas sind nicht mehr drin. Gerade im Hinblick auf die begrenzten Masterplätze steigt der Druck enorm. Nur diejenigen, mit den besten Noten haben eine Chance auf den begehrten Masterplatz. Der Master als Sicherheit für eine verlässliche Berufsperspektive bleibt für viele zudem ein unerreichbares Ziel. Damit ist das Studium für viele auch mit unsicheren Berufsperspektiven verbunden.

    Die Folgen dieses steigenden Drucks und der permanenten Unsicherheit sind vielseitig: von einfachen Kopfschmerzen über Schlaflosigkeit sowie Niedergeschlagenheit und der Sorge, dem Druck nicht gewachsen zu sein. Das aus der Wirtschaft bekannte Phänomen des Burnout-Syndroms erreicht damit bereits die Hochschulen.

    In einem Artikel des Handelsblatts sagt Reinhard Kukahn, Leiter der psychologischen Beratungsstelle der Uni Bonn: „Die [Bachelor-Studenten] können sich keine Auszeiten leisten, entweder sie schaffen es – oder sie scheitern. Das ist knallhart.“ Dass dieser Beratungsbedarf kein Bonner Phänomen ist, bestätigt Achim Meyer auf der Heyde, Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks. Meyer auf der Heyde zufolge sei die Nachfrage nach Beratungen von 16.000 im Jahr 2004 auf 21.000 im Jahr 2007 gestiegen. Von 2007 auf 2008 sei die Nachfrage „noch mal stark gestiegen“.

    Das DSW bietet in 43 Einrichtungen Beratungen an. Viele Universitäten verfügen über eigene Stellen. Doch ausreichend sind diese bei weitem nicht. An der Universität zu Köln warten Studentinnen und Studenten gut und gerne einen Monat auf einen ersten Beratungstermin. An den Fachhochschulen sind Beratungsstellen vielfach gar nicht existent.

    Eine bloße Ausweitung der Beratungen ist sicherlich notwendig, kann jedoch nur eine unterstützende Maßnahme sein. Im Fokus muss die Aufgabe stehen, die desaströsen Bedingungen der Studiengänge zu verbessern.

    Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung:

    1. Wie bewertet die Landesregierung die Einschätzung der physischen und psychischen Belastung der Studierenden aufgrund der Neukonzeption der Bachelor-Studiengänge?

    2. Welche Rückmeldungen liegen der Landesregierung zu den gesundheitlichen Folgen durch die veränderten Studienbedingungen nach Einführung der Bachelor-Studiengänge vor?

    3. Welche Konsequenzen gedenkt die Landesregierung aus den oben beschriebenen Entwicklungen zu ziehen?

    4. An welchen Hochschulen in NRW zeigen sich Studierende von schlecht konzipierten Studiengängen überfordert?

    5. Wie sind die speziellen psychologischen Beratungsstellen für Studierende an den Hochschulen personell ausgestattet?

    Antwort der Landesregierung
    Nachfrage nach psychologischen Beratungsstellen