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    19. Oktober 2007

    Jungen Menschen aus Schwellen- und Entwicklungsländern Zugang zu nordrheinwestfälischen Hochschulen verschlossen?

    Mit der Entscheidung der Landesregierung, die Studienkollegs zu schließen, wird der Personenkreis der jungen Menschen aus vergleichsweise armen Ländern der Welt, aus Krisen- und Kriegsregionen zukünftig in NRW nicht mehr studieren können. Dies ist umso mehr zu bedauern, da durch die Auswirkungen des Beschlusses ein aktiver Teil von Friedenspolitik für Deutschland aber auch für NRW ersatzlos weg brechen wird. Nachdrücklich und überzeugend haben mir die Studierenden geschildert, dass sie ohne die gute fachliche und menschliche Unterstützung, die sie an den Studienkollegs durch erfahrene Pädagogen erhalten, eine erfolgreiche Aufnahme eines Studiums in Deutschland nicht möglich sein würde.

    Unisono wird von den Studierenden auch im Hinblick auf künftige Generationen von ausländischen Studierenden die Entscheidung der Landesregierung als unverständlich, unsinnig und kontraproduktiv für die Außenbeziehungen Deutschlands gewertet.

    Die von der Landesregierung in Aussicht gestellt Stipendiatenförderung wird von den Studierenden sehr kritisch bewertet. Sie befürchten, dass mit der Vergabe der Studienplätze durch die Universitäten, ihr Personenkreis zukünftig keine Chance mehr haben wird, in Deutschland zu studieren. Die Auswahlkriterien in den Heimatländern wären nicht transparent und ihre Vornoten oder Schulabschlüsse aufgrund der Ausgangsbedingungen in den Heimtatländern oftmals nicht ausreichend, um in Deutschland an der Universität mit einem Studium zu beginnen. Alle sehe die guten Kontakte und die hohe Meinung von Deutschland, die in ihrem Umfeld entstanden ist, letztendlich darunter leiden.

    Junge Menschen aus Georgien, der Mongolei, aus Vietnam, Mali, Kasachstan, Peru, Kolumbien, Angola um nur einige Länder zu nennen, sehen die Zugangsmöglichkeiten durch eine mangelnde Vorbereitung und dem mangelnden Interesse der Universitäten an ihnen, als nicht mehr gegeben an. Gleichwohl stellen sie einen bedrohlichen Paradigmenwechsel in der Politik von NRW fest. Nämlich: Den Wechsel von staatlichen Aufgaben, hin zur Privatisierung. Weiterhin glauben sie, dass mit der einsetzenden Elitediskussion in NRW, Studierenden aus ihrem Personenkreis nicht mehr in NRW erwünscht sind. Eine fatale Botschaft, die außenpolitisch unverantwortbar ist.

    Viele Universitäten werden aus ihrem Selbstverständnis heraus, nicht auf diese Gruppe von jungen Menschen reflektieren. Das heutige Klientel der Studienkollegs wird damit faktisch von einem Studium in NRW ausgeschlossen. Damit macht die Landesregierung wissentlich Fehler, die sich langfristig auch in volkswirtschaftlichen Konsequenzen für NRW niederschlagen werden.

    Viele Hochschulen werden kein Interesse haben, eine so personalintensive Vorbereitung zu leisten, wie es den Studienkollegs bisher möglich war. Im Bereich des Akademischen Auslandsamtes der Universität Bonn zeigt sich bereits, dass Kurse für ausländische Studierende von Lehrkräften mit zeitlich befristeten Arbeitsverträgen abgehalten werden, hier also das „akademische Prekariat“ zu Dumpinglöhnen eingesetzt wird. Für die betroffenen Honorarkräfte sind dies unwürdige Arbeitsbedingungen, und die Lernenden leiden unter den Qualitätsmängeln, die unvermeidlich aus dieser Art der Beschäftigungspolitik resultieren, während auf der anderen Seite vorhandene Kompetenzen bereitwillig abgebaut werden.

    Wer glaubt, dass die Hochschulen sich Fachkompetenzen für diesen Bereich einkaufen und dauerhaft entsprechende Stellen in ihrem Haushalt dafür vorsehen werden, verkennt die Hochschulen.

    Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung:

    1. Wie stellt die Landesregierung sicher, dass der jetzige Personenkreis der Studierenden an den Studienkollegs auch zukünftig den Zugang zu deutschen Hochschulen haben wird?

    2. Wie bzw. nach welchen Kriterien sollen die Hochschulen ihre ausländischen Stipendiaten zukünftig auswählen?

    3. Mit welchen Kosten müssen Studierenden aus nicht europäischen Ländern zukünftig für die Vorbereitung auf ein Studium in Deutschland rechnen?

    4. Welche Finanzierungs- bzw. Studienprogramme sollen in NRW ganz konkret aufgelegt werden?

    5. Wie fördern die übrigen Bundesländer Studierende aus Schwellen- und Entwicklungsländern?
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    Antwort der Landesregierung:
    Antwort der Landesregierung - Jungen Menschen aus Schwellen- und Entwicklungsländern Zugang zu nordrhein-westfälischen Hochschulen verschlossen?