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    13. Mai 2008

    Studienkollegs in der Auflösung - neue Modelle nicht akzeptiert? Erste Botschaft entscheidet, Stipendiaten aus NRW nach Niedersachsen zu transferieren

    Schriftliche Beantwortung der Mündlichen Anfrage

    Die Mündliche Anfrage 198 der Abgeordneten Renate Hendricks (SPD) lautet:
    Studienkollegs in der Auflösung - neue Modelle nicht akzeptiert?
    Erste Botschaft entscheidet, Stipendiaten aus NRW nach Niedersachsen zu transferieren

    Mit der Entscheidung, die Studienkollegs in NRW aufzulösen, hat die Landesregierung Tatsachen geschaffen, ohne gleichzeitig eine überzeugende Ersatzstruktur zu schaffen.
    Obwohl die Zeit drängt, liegt immer noch kein schlüssiges Konzept vor, wie NRW die bisher von den Studienkollegs geleistete Arbeit effizient, erfolgreich und finanzierbar für die Studierenden zukünftig strukturell gestalten will.

    Die durch die Auflösung der Studienkollegs frei werdenden Mittel will die Landesregierung ab 2009 stattdessen in zwei Stipendienprogramme einbringen:
    ? Das Landesstipendienprogramm fokussiert sich vor allem auf Ghana und Südafrika ? also die Partnerregionen des Landes in Afrika. Andere Regionen werden nicht berücksichtigt, was dem Programm eher den Charakter einer PR-Aktion gibt.
    ? Das Hochschulzugangsstipendium ist zwar regional nicht eingegrenzt, es sind aber laut eines Berichtes der Landesregierung nur drei Hochschulen ? Paderborn, Aachen und Köln ? theoretisch im Angebot. Das ist sowieso zu wenig ? es war ja mal angekündigt worden, dass jede Hochschule im Grunde diese Aufgabe übernehmen könnte.

    Faktisch hat bisher aber nur Paderborn einen entsprechend neues Modell vorgelegt. Jetzt hat aber auch noch die dortige Leiterin ihre Stelle nicht mehr verlängert und die Hochschule verlassen.

    Nach Ansicht aller Beteiligten und Experten ist dieses eine erwartbare Folge des unzureichenden Konzeptes der Landesregierung gewesen, das die Studierenden ungebührlich belastet und kaum Perspektiven bietet. Entsprechend hat nunmehr die Saudische Botschaft ein deutliches Zeichen gesetzt. Alle Stipendiaten aus Paderborn werden von Saudi Arabien abgezogen und nach Niedersachen transferiert.

    Anders als in NRW bestehen in Niedersachsen weiterhin Studienkollegs, für die die dortige Landesregierung offensiv wirbt, um bewusst Studierende aus aller Welt auf den Standtort Niedersachsen aufmerksam zu machen und eine gute Vorbereitung anzubieten. Es lohnt sich wirklich, die Webseiten des Studienkollegs in Niedersachsen einmal zu besuchen. Dann wird schnell deutlich, dass wir in NRW deutliche Wettbewerbsnachteile bei Studierenden aus ?aller Welt? zukünftig werden hinnehmen müssen.

    Mit welcher Begründung hat die saudische Botschaft alle Stipendiaten aus Paderborn nach Niedersachsen verlegt?

    Die schriftliche Antwort des Ministers für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie lautet:

    Alle Fragen, die Frau Hendricks aufwirft, sind im Bericht der Landesregierung vom 22. April, Drucksache 14/1761 bereits ausführlich behandelt

    Aus diesem Bericht geht zum Beispiel hervor, dass das geplante Landesstipendienprogramm für Schwellen- und Entwicklungsländer sich nicht vor allem auf Ghana und Südafrika fokussiert und andere Regionen unberücksichtigt lässt, wie Frau Hendricks glaubt. Aber ich erläutere die Pläne der Landesregierung gerne nochmals.

    Das Landesstipendienprogramm für Schwellen- und Entwicklungsländer wird zwei Linien haben. Der überwiegende Teil der Stipendienmittel wird sich als Individualstipendium an Studierende aus allen Schwellen- und Entwicklungsländern richten. Die Auswahl der Studierenden wird aufgrund ihrer Leistungen erfolgen. Auch in der zweiten, kleineren Linie, die wir Kooperationsstipendium Subsahara-Afrika nennen, erfolgt die Auswahl der Stipendiaten aufgrund ihrer Leistungen. Die Stipendien sollen aber im Rahmen von Kooperationsprojekten der Hochschulen mit Subsahara-Afrika vergeben werden.

    Falls eine Auswahl zwischen qualitativ gleichwertigen Projekten notwendig würde, hätten in diesem Fall in der Tat die Projekte mit unseren Partnerländern Ghana und Südafrika Vorrang.

    Wir gehen bei dieser Linie davon aus, dass Kooperation mit unseren Hochschulen auch dazu beiträgt, die Qualität der Ausbildung im jeweiligen Partnerland zu sichern, zum Vorteil der dortigen Studierenden

    Nun zum Hochschulzugangsstipendium.

    Vielleicht hilft es, dieses Thema etwas nüchterner zu bewerten, wenn man sich vor Augen hält, dass sich die staatlichen Studienkollegs erst in der Auflösungsphase befinden. Zurzeit laufen dort noch die Vorbereitungskurse auf die Feststellungsprüfung.

    Es gibt trotzdem bereits Initiativen an der Universität Paderborn und den Fachhochschulen Köln und Aachen, Angebote in neuer Form zu schaffen. Weitere Hochschulen haben Interesse geäußert.

    Insgesamt ist sichergestellt, dass alle Vorbereitungsschritte zeitlich so ablaufen werden, dass die ab 2009 für die beiden Stipendienbereiche zur Verfügung stehenden Mittel abfließen und entsprechende Programme gestartet werden können.

    Eine kurze Anmerkung noch zu den angesprochenen Entwicklungen in Paderborn:

    Es hat einen Vertrag zwischen dem DAAD und der Universität zur Ausbildung von saudiarabischen Regierungsstipendiaten gegeben. Dieser Vertrag ist am 31. März dieses Jahres ausgelaufen und wurde nicht verlängert. Beide Entscheidungen, sowohl der Vertragsabschluss als auch die Nichtverlängerung des Vertrags, sind autonome Hochschulentscheidungen.

    Soweit der Weggang einer Kollegin von der Universität Paderborn angesprochen wurde, nur so viel: Die Dame hatte einen befristeten Vertrag an der Universität Paderborn. Sie hat ein lukratives Stellenangebot aus Wien erhalten und angenommen. Auch dies ist in einer immer internationaler und mobiler werdenden Gesellschaft ein vollkommen normaler Vorgang.

    Anhang Drucksache 14/1761: NRW muss für ausländische Studenten attraktiv bleiben