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Brauchen wir das Zentralabitur?

Ein Artikel zum Zentralabitur

In verschiedenen Gebieten Deutschlands hat das Zentralabitur schon eine lange Tradition. Zentralprüfungen gab es in den Ländern der ehemaligen der DDR ebenso wie in Bayern und Baden Württemberg.

Ausgangslage
Den entscheidenden Impuls zur Ausweitung dieser Praxis gaben die internationalen Leistungsuntersuchungen wie TIMSS und PISA, in denen Deutschland insgesamt keine befriedigenden Ergebnisse erzielte. Zudem gab es eine hohe Leistungsstreuung zwischen den Bundesländern und in den Ländern zwischen den Schulen gleicher Schulform sowie eine große Gruppe von Risikoschüler/innen.

Bei den internationalen Vergleichen haben die Länder besser abgeschnitten, die ihre Leistungserwartungen verbindlich festlegen und das Erreichen systematisch überprüfen. Vor diesem Hintergrund hat die Kultusministerkonferenz verbindliche Standards und zentrale Prüfungen beschlossen. Dementsprechend sind die Grundlagen für das Zentralabitur in NRW schon unter der rot/grünen Landesregierung gelegt worden.

Standardsicherung
Zentrale Prüfungen wirken Standard sichernd und auf den höchsten Kompetenzstufen führen sie zu leicht erhöhten Schülerleistungen (Baumert/Watermann 2000). In vielen „Gewinnerstaaten“ von PISA gibt es zentrale Prüfungssysteme, so in Finnland, England, Schweden oder den Niederlanden. Alle diese Länder gehen vom Leitbild einer selbständigen Schule aus, die in ihren Leistungen überprüft werden. Diese Umstellung auf eine outputorientierte Steuerung des Schulwesens benötigt einheitliche Ziele und vergleichbare Qualität in den Schulen.

In Nordrhein-Westfalen wurde in der letzten Legislaturperiode begonnen, ein System der Standardsetzung und Standardsicherung zu implementieren. Zur Sicherung von Schulqualität müssen Schulen Handlungsspielräume und Unterstützung erhalten.

Die Ergebnisse der zentralen Abiturprüfungen geben den Schulen Rückmeldungen, wie gut es ihnen gelungen ist, die gewünschten Lernprozesse zu ermöglichen, den Unterricht zu gestalten und Erlerntes zu sichern.

Problematiken
Kritiker äußern, dass zentrale Prüfungen normierend und einengend auf die Unterrichtsinhalte wirken und damit auch Kreativität und besondere Leistungen behindern. Weiter wird eine mangelnde Passung von Prüfung und Unterricht befürchtet, die Schüler und Schülerinnen benachteiligen kann. Im Ergebnis kann es passieren, dass Schüler und Schülerinnen mit ihren Ergebnissen bei zentralen Prüfungen gravierend von ihren tatsächlichen Leistungen und den Vornoten abweichen. Gemindert wird dieser Effekt dadurch, dass die zentrale Prüfung nur einen Teil der Note festlegt.
Brauchen wir das Zentralabitur?

Ja, wir brauchen ein Zentralabitur
Trotz dieser Problematik: Das Zentralabitur führt zu einer Vergleichbarkeit der Abschlussqualität. Die Diskussion um die Qualität von Schulen, speziell von Gesamtschulen, kann durch zentrale Prüfungen versachlicht werden. Dies tut der Weiterentwicklung des Schulsystems insgesamt gut.

Pannen und einige Mängel beim ersten Zentralabitur in NRW bieten die Chance, dass Schulen und Kultusbürokratie aus den Fehlern lernen.