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    Bericht aus dem Praktikum von Christian Nietzer


    Foto: Presseamt Bundesstadt Bonn

    Foto: Presseamt Bundesstadt Bonn
    Die Beethovenhalle
    -Hintergründe zu Bau und Problemen-
    Quellen:
    • "Bonner Geschichtsblätter Band 39" Jörg Rüter
    • "Die Bonner Beethovenhalle" Herausgegeben vom Bonner Heimat- und Geschichtsverein und dem Stadtarchiv (Seite 451 bis 528)
    • "Niederschriften des Rates vom 25.1.1952 – 16.10.1952" Stadtarchiv Bonn
    • "Niederschriften des Rates vom 21.11.1952 – 10.12.1953" Stadtarchiv Bonn
    • "Niederschriften der Stadtratvertretung vom 10.9.1953 – 14.1.1954" Stadtarchiv Bonn
    • "Niederschriften des Rates vom 4.3.1954 – 14.6.1954" Stadtarchiv Bonn
    • "Gesamtabrechnung der Spendenaktion" Stadtarchiv Bonn (N 80/138)
    Die Bauanfänge und Hintergründe Die erste Beethovenhalle wurde 1845 auf Veranlassung von Franz Liszt im Zuge des ersten Beethovenfestes, als eine hölzerne Festhalle erbaut, die jedoch bald nach ihrer schnellen Errichtung aus Brandgefahr wieder abgerissen wurde. Im Jahre 1870 wurde zum hundertjährigen Todestag Beethovens eine neue Halle am Vierecksplatz in der Brückenstrasse, heute der ‚Berliner Freiheit’, errichtet. Finanziert wurde sie durch den Industriellen Joseph Drammer und dem gerade im Entstehen begriffene "Beethoven-Aktienverein". Der Finanzierungsplan der Halle wurde von einem Beethovenkomitee aufgestellt. Dieses Komitee bestand aus 38 Bonner Bürgern, der Stadtverwaltung und dem Bauunternehmer Joseph Engelskirchen, der letztlich auch den Entwurf für die Beethovenhalle lieferte. Diese Halle überstand im Gegensatz zu ihrem Vorgänger fast 70 Jahre, bis zum 18.10.1944, in dem sie in einem Luftangriff völlig zerstört wurde. Nach der Zerstörung regten sich nationale und internationale Musikfreunde, um einen Neubau zu erwirken. Die alte Beethovenhalle war international angesehen und wegen ihrer überragenden Akustik zum Zentrum des Musiklebens geworden. Genau wie in Bonn wurden auch in vielen anderen Städten während des zweiten Weltkrieges die großen Gebäude zerstört, oder derart zerbombt, dass sie aus Sicherheitsgründen abgerissen werden mussten. Als Ende der Fünfziger Jahre das Land soweit wieder aufgebaut war, dass das nötigste da war, wurde in vielen betroffene Städte das Verlangen nach einem neue Versammlungsort zunehmend größer. Der Zweck dieser Gebäude war sehr vielfältig. Man brauchte ein Theater, eine Tagungs- und Kongressstätte, einen Versammlungsort oder einen Kulturtreffpunkt. Beispiele dieser Zeit sind neben der Beethovenhalle, das Nationaltheater in Mannheim (van der Rohe, 1953) oder das Staatstheater in Kassel (Scharoun, 1952). Die neu errichteten Gebäude sollte den Geist der Zeit wieder spiegeln. Die Theater, Museen, Stadt- und Konzerthallen gaben den Kommunen die Möglichkeit zu einer Selbstdarstellung, die nach der nationalsozialistischen Zeit in anderen Bauaufgaben – wie im Rathaus- und Verwaltungsbau – meist zurückhaltend genutzt, wenn nicht vermieden wurde. Bis dahin wurde rein zweckdienlich gebaut. Es gab keine Selbstdarstellung der Städte und Kommunen durch ihre Bauwerke. Ausgelöst durch die Tatsache, dass sehr viele Städte und Kommunen nun „Ihre“ Halle errichteten, war auch die Konkurrenz zwischen ihren groß. Es wurde sich durch die Bauwerke profiliert. Jede Stadt versuchte den bester und/oder den prominentesten Architekten zu verpflichten um nicht hinter anstehen zu müssen. Natürlich war es nicht nur das Verlangen der Kommunen und Städte die beste Halle zu haben, sie wollten ja auch alle eine einem gesellschaftlich-kulturellen Ereignis gerecht werdende Versammlungsstätte vorzuweisen haben. Dieses Verlangen hatten nicht nur die Häupter der Politik. Die Notwendigkeit eine solche Halle zu errichten wurde auch von vielen Bonnern gestützt. Alle sahen die Notwendigkeit des Baus, es wurde nicht drüber diskutiert ob die Halle errichtet wird oder nicht, es wurde über genaue Ausführung gestritten, den Roten Faden in Form des Zwangs zum Bau einer Halle gab es bei allen Beteiligten. Ein weiterer wichtiger Punkt war, dass die Initiative zum Bau der Beethovenhalle von den Bonner Bürgerinnen und Bürgern ausging und die Entscheidung zum Bau nicht "von oben" bestimmt wurde. Die Menschen, in der langen Tradition des Beethovenfestes begründet, wünschten sich ein adäquates Konzertgebäude, um dem "größten Sohn der Stadt Bonn" Sorge zu tragen. Dies sieht man besonders deutlich in der Konstituierung des "Stifterverbandes Beethovenhalle e.V." in Jahre 1951. An seiner Spitze stand der Vorsitzende Hermann Alef, der Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Bonn. Vielleicht auch durch die Tatsache, dass Bonn damals als "Rentnerstadt" bezeichnet wurde und deshalb von sich heraus gerne Immobilien besaß, wurde der Bau der Beethovenhalle begünstigt. Der Name "Rentnerstadt" leitet sich nicht etwa von den hier besonders zahlreich vertretenen Pensionären ab, sondern vielmehr, von den vielen Bürger, die ihr Einkommen aus Land- und Immobilienbesitzen bezogen. Standortfrage und Diskussion um den Bau Die ersten Regungen in der Politik machte die CDU-Stadtratsfraktion am 14.3.1952 mit ihrem Antrag an die Stadtverordneten-Versammlung. In diesem Antrag verlangen sie einen Architektenwettbewerb, für den Bau der Beethovenhalle auf dem Klinikgelände, nach Unterlagen, die vom Bauamt herzustellen sind. Dieser Antrag baut sehr wahrscheinlich auf einer außerordentlichen Sitzung des Bauausschusses am 19.1.1952 auf, in der der Ausschuss empfahl, die Halle auf dem ehemaligen Klinikgelände an der Theaterstrasse zu errichten. Am 16.4.1952 hackte ebenfalls die CDU-Stadtratsfraktion durch einen Antrag bei der Verwaltung nach, welche konkreten Maßnahmen schon getroffen wurden, um die Beethovenhalle zu errichten und welche Maßnahmen in diesem Zuge noch im Jahre 1952 geplant waren. Die Verwaltung habe im Unterausschuss bereits einen Vorschlag erarbeitet, dieser sei bereits von der Stadtverwaltung abgesegnet worden und nun auf dem Weg zu den Stadtvertretern. Überdies verhandle die Stadt mit dem Krankenhaus über die Enttrümmerung des Geländes, wobei dieses bis jetzt noch jegliche Beteiligung kategorisch ausschloss. Aus einer Anfrage des CDU Stadtverordneten Henry vom 4.10.1952 geht hervor, dass bis vor kurzem die Firma "Kaufhof A.G." der Stadt einen Raum in ihrer Geschäftsstelle zur Verfügung gestellt hat um das kulturelle Leben der Stadt Bonn zu fördern. Dieser Raum wird nun aber von der Firma selber genutzt, was die Notwendigkeit einer Ausstellungshalle in Händen der Stadt verstärkte. In einer nichtöffentlichen Sitzung am 6.10.1952 wurde der bis dato von der Verwaltung vorbereitete Ideenwettbewerb vom Parlament zur Abstimmung angenommen und bestätigt. Die Ausschreibung umfasst eine allgemeine Ausschreibung für den Wettbewerb, die Formvorschriften, die Aufgaben und Leistungen. Außerdem wurde das Preisrichterkomitee festgesetzt. Der Wettbewerb ist offen für alle freischaffenden, beamteten und angestellten Architekten und Architekturstudenten des Bundesgebietes, was zeigt, dass man ein Bauwerk aus Deutschland für Deutschland schaffen wollte und nicht sich die Architektur aus anderen Ländern in seine Bundeshauptstadt setzen wollte. Die Preisgelder staffelten sich von 10.000 DM bis 1.500 DM. Der Ideenwettbewerb sollte anonym geschehen. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer mussten ihre Schriften mit einer sechsstelligen Kennziffer versehen und einen Umschlag anfertigen, der nur die Kennziffer trug und im Inneren die Anschrift des Architekten. So wurde es gesichert, dass alle Arbeiten anonym bewertet wurden. In diesem Programm wird der Zweck der Halle genauer definiert. Die Halle sollte eine Mehrzweckhalle werden, in der neben Konzertaufführungen auch Kongresse und gesellige Veranstaltungen aller Art stattfinden sollen. Außerdem wird die Dimension der Halle festgelegt. Sie sollte unter anderem eine Hauptgarderobe für 2500 Personen haben. Das Programm sieht vor, die Halle in mehreren Bauabschnitten zu errichten, wobei der große Saal bereits im ersten Bauabschnitt fertig gestellt werden sollte. In der Wahl der Materialien und Baustoffen wird dagegen freie Hand gelassen. Diskussionen, Fragen und Probleme rund um die Beethovenhalle Die FDP wollte entgegen der Vorlage auch die Architekten aus Berlin, der Ostzone und dem Saargebiet mit für den Ideenwettbewerb zulassen. Die SPD dagegen hielt es für verfrüht einen Wettbewerb auszuschreiben, bevor der Finanzierungsplan steht. Der Beigeordnete Marx sagte dazu, dass seines Wissens nach der Stifterverband keinen Beitrag zum Wettbewerb liefere. Außerdem schätzte er die Kosten allein des Wettbewerbs auf 65.000 DM. Seiner Meinung nach müsste man mit rund 200 Entwürfen rechnen. Da die Stadt Bonn aber bis zu diesem Tage keine Veranstaltungshalle, die mit diesen Ausmaßen fertig werden würde, fragt er sich wo man überhaupt ausstellen könne. Dies lässt stark vermuten, dass indirekt für die Beethovenhalle geworben wird, da in dieser eine solche Ausstellung Platz finden würde. Am 5.2.1953 wurde in einer nichtöffentlichen Sitzung des Rates der "Wettbewerb Beethovenhalle heftig diskutiert. Der wiedergewählte Bürgermeister Busen (CDU) wollte in dieser Sitzung den Ideenwettbewerb vom Stadtrat beschließen lassen oder eben nicht. Diese Chance nutzten die FDP und die SPD um ihre Befürchtungen kundzutun. Die SPD hielt die geplanten Kosten für den Wettbewerb (rund 65.000 DM) für zu hoch und regte an diese auf 30.000 DM zu begrenzen, zumal die Stadt Bonn die Kosten alleine zu tragen gehabt hätte. Außerdem hielt sie die geplanten Baukosten von 5 – 6 Millionen DM für zu hoch, weil die Stadt bis jetzt noch kein Geld für diesen Zweck zurückgelegt hat. Aus diesem Grund regte sie an die Halle "im bescheidenerem Rahmen und mit geringeren Mitteln zu errichten." Außerdem, so die SPD, käme man in den nächsten zehn Jahren aus Geldmangel nicht dazu, die im Wettbewerb prämierte Vorlage in die Tat umzusetzen. Es wird vorgeschlagen, die Ausschreibung des Wettbewerbs zurückzuhalten, bis die Stadt mindesten 2 Millionen DM für die Beethovenhalle zurückgelegt hat. An dieser Stelle sieht man deutlich, dass auch die SPD nicht gegen eine Halle ist, sondern nur den Ablauf in Frage stellt. Die CDU dagegen meint, dass die Halle ausgeschrieben werden sollte, um auch andere Förderer mit ins Boot zu holen. Diese hätten nämlich nach dem abgeschlossenen Wettbewerb bereits einen genauen Plan wofür ihre Gelder genau verwendet werden. Aus diesem Grund sei es auch notwendig in mehreren Etappen zu bauen, weil so immer wenn Geld da ist, gebaut werden kann. Es muss nicht erst die komplette Summe aufgebracht werden, um mit dem Bau zu beginnen. Die hohen Kosten für den Wettbewerb begründet die CDU mit den Architekten, die nicht nur aus Bonn kommen sollen, sondern aus der ganzen BRD. Diese Architekten ließen sich aber nicht mit 500 DM richtig entlohnen. An dieser Stelle sei das Geld gut investiert. Außerdem will die CDU, dass schnell mit der Ausschreibung begonnen wird, weil bereits drei Jahre verstrichen seien, ohne dass irgendetwas wirklich getan wurde. Die FDP und die SPD beantragen einen Unterausschuss, der mit je zwei Abgeordneten pro Fraktion, über die Rahmenbedingungen beraten sollte. Diesem Antrag wurde statt gegeben und der Unterausschuss wurde gebildet. Er sollte das "Raumprogramm auf seine Zweckmäßigkeit und Richtigkeit" prüfen. Am 10.9.1953 wurde in einer nichtöffentlichen Sitzung bekannt gegeben, dass die Landesregierung Nordrhein-Westfalen 100.000 DM für den Wiederaufbau der Beethovenhalle zur Verfügung stellt. Außerdem sind im außerordentlichen Haushaltsplan der Stadt Bonn 5.000 DM für die Vorbereitungsarbeiten bereit. Des Weiteren verkündet der Oberstadtdirektor, dass der Unterausschuss die Wettbewerbsbedingungen geklärt habe und nun die Verwaltung mit der technischen Ausschreibung zu beschäftigen wäre. Spendenaktion Nach vielen Spendenaufrufen in Zeitungen im In- und Ausland wurden rund 1,2 Millionen DM gespendet. Es beteiligten sich nicht nur wohlhabende Bürgerinnen und Bürger Bonns an "Ihrer" Beethovenhalle, sondern auch Unternehmen (Haribo 25.000 DM, Casino Gesellschaft Bad Neuenahr 2.000 DM, General Anzeiger 5.000 DM, Städtische Sparkasse Bonn 125.900,48 DM, Kreissparkasse Bonn 40.000 DM etc.) aus ganz Deutschland. Selbst vertriebene Deutsche aus verschiedenen Ländern (USA, England, Chile, Frankreich, Italien, Japan, Niederlande, Österreich, Schweden, Schweiz und Ungarn) spendeten. Die Stadt Bonn selbst gab mehrere Tausend Mark für Spendenaufrufe in der Größenkategorie 30.000 Stück. Auch im Ausland wurde in mehreren Zeitungen Anzeigen geschaltet. Nach dem Bau Auch nach dem Bau der Beethovenhalle ließ das Interesse der Stadt nicht von dem Bauwerk ab. Die Stadt Bonn veröffentlicht zwischen 1959 und 1962 drei Monographien, die die gerade fertig gestellte Beethovenhalle zeigten, um den Bürgerinnen und Bürgern die fertige Halle zu präsentieren und sie so ein wenig zu loben, was sie alle zusammen auf die Beine gestellt haben. Dies zeigt auch die Tatsache, dass auch der Dachdeckerverband und die Metallindustrie ebenfalls in zwei Publikationen für die Beethovenhalle veröffentlicht. In diesen Publikationen wird die Beethovenhalle "als handwerkliches und technisch anspruchsvolle Aufgabe" bezeichnet. An dieser Stell wird wieder deutlich, dass die Beethovenhalle ein Bauwerk aller Bonner ist und alle interessieren sich auch dafür.