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Kleine Anfrage: Schließung/Verlagerung der Poliklinik – Leuchttürme statt Versorgung

Gesundheit

Mitte 2009 wird die Bonner Poliklinik (seit 01.01.2008 als Medizinische Klinik III, Hämatologie/Onkologie umstrukturiert) des Universitätsklinikums Bonn von ihrem jetzigen innerstädtischen Standort an der Wilhelmstraße in das Klinikgelände auf den Venusberg umziehen und dort zunächst in Containern untergebracht werden. Diese Entscheidung traf der ärztliche Leiter des Klinikums, Professor Michael Lenze, vor dem Hintergrund, dass, so wörtlich, „eine Renovierung des Krankenhauses in der Innenstadt viel zu teuer sei und dem Steuerzahler nicht zugemutet werden könne.“

Die Höhe der Folgekosten für die Unterbringung in einem solchen Containergelände ist jedoch noch nicht absehbar. Experten rechnen mit Kosten in Höhe von 5 Millionen Euro pro Jahr. Für die Bonner Innenstadt würde die Schließung der Poliklinik innerhalb von drei Jahren zudem die zweite Klinikschließung bedeuten. Ursprünglich war die Verlagerung der Poliklinik auf den Venusberg für den Zeitpunkt der Fertigstellung eines neuen Bettenhauses II ab 2012 vorgesehen. Die ohnehin schon existierende Knappheit von Intensivbetten würde hierdurch weiter verschärft werden. Bereits im Jahr 2005 ist das Johanneshospital geschlossen worden, dass zuvor für etliche Millionen Euro saniert und so ausgebaut wurde, dass auch hier neben den vorhandenen 6 Intensivbetten weitere Intensivbetten hätten eingerichtet werden können. Auch die Poliklinik ist in den letzten Jahren umgebaut worden. Teile der Ambulanz sowie das Foyer wurden umgebaut und auf einen guten Standard gebracht, die Heroinambulanz wurde völlig neu als unterkellerter und ausbaufähiger Anbau mit vorgesehener Laborfläche für die Poliklinik gebaut. Ebenso ist der Bereich, indem sich die 12 Intensivbetten befinden, renoviert worden. Diese Investitionen wären mit einer Schließung der Poliklinik für den Steuerzahler ebenso fehlgeleitete Investitionen gewesen, wie die Umbaukosten im Johanneshospital. Mit der Verlagerung der internistischen Stationen der ehemaligen Poliklinik in die Containerklinik und der 12 Intensivbetten in ein noch nicht näher definiertes Provisorium auf dem Venusberg ist
  • zu befürchten, dass die Intensivbettenzahl in der Uniklinik in Gänze reduziert wird
  • die ambulante Versorgung in der Innenstadt nicht mehr gegeben ist.
  • die Ausbildungsmöglichkeiten in einer ambulanten allgemein-internistischen Versorgung zukünftig an der Bonner Universität entfallen
  • der Lehrstuhl Poliklinik/Allgemeine Innere Medizin an der Bonner Universität, der ohnehin erst nach Ausscheiden des nächsten internistischen Lehrstuhlinhabers in 2 bis 3 Jahren vorgesehen war, nicht mehr eingerichtet wird.
Mit der neuen Ausrichtung der Universitätsklinik zur Exzellenz ist zudem davon auszugehen, dass es weniger um die Versorgung der Patienten geht, als vielmehr um Forschungsleuchttürme. Vor diesen Hintergründen frage ich die Landesregierung: 1. Wie viele Gelder sind seit 1985 vom Land in den Standort der Poliklinik an der Wilhelmstraße geflossen? (bitte nach Jahren aufschlüsseln) 2. In welcher Größenordnung sind vom Land für die Renovierungs- und Umbaukosten des Johanneshospitals seit 2000 Gelder zur Verfügung gestellt worden? 3. Wie hoch werden die jährlich anfallenden Kosten für die Unterbringung der Poliklinik einschließlich der 12 Intensivbetten auf dem Containergelände bzw. an weiteren Provisorien veranschlagt? 4. Wie finanziert die Universitätsklinik die Kosten für die Containerklinik? 5. Werden von Seiten der Universität für die Finanzierung der Containerklinik Studiengebühren der Bonner Universität verwendet?