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Rede: Kein Platz für Kreatonismus an Nordrhein-Westfalens Schulen

Schule und Bildung

Sehr geehrte Damen und Herren…

Gott hat die Erde vor 6000 Jahren geschaffen, Adam und Eva lebten zusammen mit den Dinosauriern und die Arche Noah hat es wirklich gegeben. Der untrügliche Beweis dafür findet sich in einem Flusstal in der Nähe des Dörfchens Glen Rose in Texas, USA. Dort soll sich der Abdruck eines menschlichen Fußes in einem fossilen Dinosaurier- Fußabdruck befinden.

Somit steht also die Schöpfungswissenschaft, und mit ihr der Schöpfungsglaube auf felsenfesten Beweisen, und als Anknüpfungspunkt zum Biologieunterricht können die Dinosaurier herangezogen werden.

Meine Damen und Herren, wo leben wir denn? Auf einer Scheibe? Selbst führende Kräfte der monotheistischen Religionen haben moderatere Auffassungen als die Kreationisten. So hat Papst Benedict XVI. die Evolution mehr als eine Hypothese bezeichnet, und in seiner zweiten, kürzlich erschienenen Enzyklika „Spe Salvi“ bejaht er naturwissenschaftliche Erkenntnisse.

Der Kreationismus in seiner gesamten Bandbreite, also vom kindlich-naiven Schöpfungsglauben bis hin zum pseudo- wissenschaftlichen Intelligent Design, ist eine Bedrohung unserer säkularen Verfassung.

Diese aus Amerika via Wiesbaden nach Deutschland schwappende antiaufklärerische, irrationale Tendenz hat nichts im Biologieunterricht unserer Schulen zu suchen.

Die Forderung der hessischen Kultusministerin Karin Wolff im Juli 2007, im Biologieunterricht die Herkunft des Menschen fächerübergreifend zu erörtern und Ministerpräsident Kochs Idee, im Biologieunterricht die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse durch religiöse und philosophische Überlegungen zu ergänzen, zeigen das diese Strömungen mehr und mehr Einfluss in der Politik gewinnen.

Vor diesem Hintergrund ist auch zu verstehen, dass die Parlamentarische Versammlung des Europarates die Aufnahme der Lehren des Kreationismus in unsere Schulen ablehnt. Der Europarat selbst hat mit einem im Oktober 2007 verabschiedeten Entschluss vor der Verbreitung kreationistischer Irrlehren in den Schulen Europas in ungewöhnlicher Schärfe gewarnt.

Er hat seine 47 Mitgliedsländer dazu aufgefordert, „mit aller Entschiedenheit gegen den Kreationismus im Schulunterricht vorzugehen und die Wissenschaft verständlicher und attraktiver zu gestalten“.

Weiter heißt es dort „der Kampf gegen die Evolutionstheorie und ihre Befürworter entstammen dem religiösen Extremismus und stehen in enger Verbindung mit rechtsextremer politischer Bildung. Die hessischen Überlegungen sind also umso beängstigender, als das es zu einer Vermischung von naturwissenschaftlichen und religiösen Theorien führt. Es besteht die Gefahr, dass unsere Demokratie schrittweise untergraben wird und durch theokratische Strukturen abgelöst wird. Mit dem Mut, mich meines eigenen Verstandes zu bedienen, fordere ich eine klare Trennung von Glauben und Wissenschaft.
Religiöse Überlegungen gehören in den Religionsunterricht und naturwissenschaftliche Erkenntnisse in den Biologie-, Chemie- und Physikunterricht.