Suchen

 
     

    08. August 2008

    Slavistik in Bonn vor dem Aus – Hendricks fordert Stopp der Streichungspläne

    Die Berichterstattung über die Bonner Universität in den Medien hat seit Monaten einen traurigen Schwerpunkt: Geplante oder durchgeführte Stellenstreichungen. Die Philosophische Fakultät hat unter diesen Maßnahmen besonders zu leiden: Allein hier sollen bis 2010 ca. 39 Stellen abgebaut werden. Durch diese Stellenstreichungen stehen einige Fächer vor der Schließung.

    Das Ende der Volkskunde/Anthropologie konnte in einer Fakultätsratssitzung gerade noch vermieden werden. Die Bonner Landtagsabgeordnete Renate Hendricks hatte sich zuvor in einem Brief an die Mitglieder des Fakultätsrates gewandt. Nun kämpft mit der Slavistik ein weiteres Fach um sein Überleben.

    Dies ist erstaunlich, weil 2005 das Konzept für ein Osteuropazentrum von der Bonner Unileitung in Auftrag gegeben wurde. Ein Jahr zuvor hatte es die größte Erweiterungsrunde in der Geschichte der EU gegeben; unter den zehn neuen Mitgliedsstaaten liegen acht in Mittel- und Osteuropa, 2007 kamen mit Rumänien und Bulgarien zwei weitere hinzu. Weitere Staaten wie Serbien oder die Ukraine stehen vor entscheidenden Scheidepunkten. Russland kehrt auf die große internationale Bühne zurück. „Die Bundesrepublik mit ihrer geografisch zentralen Lage in Europa muss ein besonderes Interesse daran haben, die Entwicklungen in Mittel- und Osteuropa zu verstehen“, so Hendricks. „Nur so kann der nach wie vor anhaltende Transformationsprozess dieser Länder aktiv begleitet werden. Die Slavistik ist das wissenschaftliche Fach, das uns bei diesem Verstehen helfen kann.

    Für den Erhalt der Slavistik haben sich unter anderem der tschechische EU-Sozialkommissar Vladimir Spidla, die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth und der bulgarische Botschafter ausgesprochen. „Es wäre ein verheerendes Signal, wenn diese Stimmen nicht gehört werden würden. Die Schließung der Slavistik würde für die Bonner Uni nicht nur einen Kompetenz-, sondern auch einen Rufverlust bedeuten“, so Hendricks.

    Deswegen fordert sie die Mitglieder des Fakultätsrates entschieden auf, ihre Entscheidung zurückzunehmen und der Slavistik eine Zukunft in Bonn zu gewährleisten.