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    18. Oktober 2007

    Renate Hendricks: Keine besseren Chancen für Bonner Kinder durch KiBiz

    "Wer Chancen für Kinder ernst nimmt, muss Kibiz ablehnen", erklärt die Bonner Landtagsabgeordnete und Sprecherin der SPD-Fraktion für die Enquetekommission II "Chancen für Kinder", Renate Hendricks. Nur auf Druck des Aktionsbündnisses, der Wohlfahrtsverbände, Kirchen und Oppositionsparteien habe die CDU/FDP-Landesregierung reagiert und wenigstens an einigen Stellen am Kinderbildungsgesetz (KiBiz) nachgebessert. Dennoch bleibt es dabei, dass wesentliche Mängel nicht behoben sind. Auch wenn die Koalition aus CDU/FDP zurzeit ihre Änderungen als Erfolg verkauft.

    Es ist davon auszugehen, dass die Stadt Bonn zukünftig 19 Prozent Elternbeiträge für die vorschulischen Einrichtungen aufbringen muss. Derzeit werden in Bonn ca. 17% von den Eltern gezahlt. Die Differenz muss entweder durch erhöhte Elternbeiträge oder aus Haushaltsmitteln der Stadt beglichen werden. Die Ganztagsangebote werden im Gesetz auf 25% gedeckelt und die U3-Betreuung wird aus der Bonner Sicht nicht ausreichend ausgeweitet. Für viele Elterninitiativen in Bonn stellt sich die Frage, ob sie zukünftig weiterbestehen können. Die kleinen altersgemischten Gruppen werden in der jetzigen Form nicht mehr möglich sein. Den vielen Elterninitiativen verdankt Bonn, dass wir eine am Landesdurchschnitt gemessen relativ hohe Versorgung mit Plätzen für unter Dreijährige in Bonn anbieten können. Das „KiBiz“, das am 1.8.2008 in Kraft treten soll, sei insgesamt ein großer Titel mit wenig Mitteln und habe weder etwas mit Bildung noch mit guter Betreuung zu tun, stellt Hendricks fest.

    "Frühkindliche Bildung erfordert klar definierte Bildungsziele und -standards sowie international übliche niedrigere Betreuungsschlüssel. Weder das eine noch das andere hat im ‚Kibiz’ Niederschlag gefunden", so Hendricks. Daran hat die abschließende Beratung im Ausschuss des Landtags nichts geändert.

    Der Betreuungsschlüssel von 1:10 für Kinder ab zwei Jahren im geplanten Kinderbildungsgesetz bedeute, dass auch Bonner U3-Betreuungen künftig weit hinter international anerkannte Standards zurückfallen. Wenn ein Hauptziel der Landesregierung ist, mehr Betreuung von Kindern unter drei Jahren zu bieten, dann brauchen wir auch und gerade für die kleinsten Bonner Qualität! Hier müsse dringend nachgebessert werden, fordert Hendricks.

    Bestätigt sieht sich Hendricks in ihrer Kritik unter anderem durch ein Gutachten zu "entwicklungspsychologischen Aspekten der Erziehung, Bildung und Betreuung von Kleinkindern". Öffentliche Kinderbetreuung müsse, so ein zentrales Ergebnis der Expertise, in höchster Qualität angeboten werden, um allen Kindern eine optimale Entwicklung garantieren zu können. Langfristig werde man nicht umhin können, international gängige Betreuungsschlüssel einzuführen, die zwischen 1:3 und 1:4 liegen, wie dies von einer Reihe amerikanischer Gesellschaften und vom European Commission Network on Childcare verlangt werde und in einigen europäischen Ländern (z.B. Schweden) auch bereits realisiert sei. Prof. Dr. Ahnert, die Autorin der Studie, empfiehlt, den Erziehungsauftrag für Unter-Dreijährige zu präzisieren und konkrete Vorschläge für eine gezielte Bildungsförderung in diesem Alter zu unterbreiten.

    "Die Renditen von Bildungsinvestitionen sind in den ersten Lebensjahren am größten, deshalb ist es völlig unverständlich, warum die Landesregierung statt eines Bildungsgesetzes tatsächlich ein Finanzierungsgesetz auf den Weg bringt", so Hendricks.

    Die Expertise "Entwicklungspsychologische Aspekte der Erziehung, Bildung und Betreuung von Kleinkindern" von Prof. Dr. Lieselotte Ahnert ist im Internetportal des Landtags veröffentlicht.