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    07. Oktober 2008

    Vom Lehrermangel zum Schulleitermangel - Bewerberlage sehr ungünstig

    In den vergangenen Jahren ist das Interesse an Schulleiterstellen in Deutschland tendenziell immer weiter zurückgegangen. Dieser Trend hat sich nun auch für Bonn bewahrheitet, wie die Ausführungen der Landesregierung auf eine Kleinen Anfrage der Bonner Landtagsabgeordneten Renate Hendricks verdeutlichen. In Bonn wurden für das Schuljahr 2008/2009 sechs Schulleiterstellen ausgeschrieben und neu besetzt. Für diese sechs Stellen haben sich jedoch nur sieben Bewerber interessiert. In den kommenden Jahren werden weitere Schulleiterstellen frei, die neu besetzt werden müssen. In 2008 werden zwei Stellen frei, 2009 sind es fünf Stellen und 2010 drei Stellen.

    „Ohne Schulleiter wird es keine guten Schulen geben können“, sagte Hendricks. „Liebe zum Beruf, pädagogisches Engagement und Expertise von Lehrerinnen und Lehrern können sich erst richtig entfalten, wenn die Schule kompetent geführt wird.“ Die Qualität der Führungsarbeit an der Schule sei auch ein entscheidender Faktor für die Wahrnehmung von Arbeitsbelastung im Lehrerberuf, so Hendricks.

    Um den Mangel an schulischen Führungskräften in den Griff zu bekommen, so Hendricks, müssten Schulleiterstellen attraktiver werden. „Es müsse eine klare Funktionsbeschreibung des Spezialberufs Schulleiter, eine systematische Qualifizierung auf Führungsakademien und Führungskollegs und eine gezielte Nachwuchsgewinnung in der Lehrerschaft geben.“ Auch brauchten Schulleiter Zeit für ihre Leitungsaufgaben und Entlastung von Verwaltung, sagte Hendricks.

    Die derzeitige Tendenz wird sich nach Ansicht von Hendricks in den kommenden Jahren weiter zuspritzen: „Über 50 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer sind mindestens 50 Jahre alt. In der Gruppe der schulischen Führungskräfte ist der Altersdurchschnitt noch höher. Die Pensionierungswelle betrifft deshalb gravierend die Schulleitungen. Allein in Nordrhein-Westfalen gehen bis 2017 zwei Drittel der Grundschulleiter und mehr als jeder zweite Schulleiter an Haupt- und Gesamtschulen sowie Gymnasien in Pension.“ Gleichzeitig hätten vor allem Schulleiter von Grund-, Haupt- und Realschulen zu hohe Unterrichtsverpflichtungen, zu wenig Zeit für Leitungsaufgaben und zu wenig Verwaltungspersonal. Die Konsequenz daraus sei, so Hendricks, dass es immer schwerer sei, frei werdende Schulleiterstellen neu zu besetzen.

    „Die Bezahlung stimmt nicht, die Ressourcen stimmen nicht und der Entscheidungsspielraum stimmt auch nicht“, kritisierte Hendricks. Die Landesregierung schaut tatenlos zu und tut so, als könne man Schulleitungsaufgaben sonntags nach dem Frühschoppen nebenbei erledigen.