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    06. Mai 2008

    Entsteht im Köln/Bonner Raum ein weiteres Perinatalzentrum?

    LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN
    14. Wahlperiode
    Drucksache 14/6856
    27.05.2008

    Antwort
    der Landesregierung
    auf die Kleine Anfrage 2462
    der Abgeordneten Achim Tüttenberg und Renate Hendricks SPD
    Drucksache 14/6635

    Entsteht im Köln/Bonner Raum ein weiteres Perinatalzentrum?

    Wortlaut der Kleinen Anfrage 2462 vom 17. April 2008:

    Wir fragen die Landesregierung:

    1. Wer betreibt das Vorhaben, die Entbindungsstation im Krankenhaus Siegburg aufzulösen und zur Kinderklinik St. Augustin zu verlagern - und umgekehrt das Kinderherzzentrum von St. Augustin nach Siegburg?

    2. Wie stellten sich in den 3 Jahren die Zahlen an Entbindungen im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis und im rechtsrheinischen Bereich der Stadt Bonn dar?

    3. Ist in St. Augustin ein zusätzliches Perinatalzentrum als viertes im Köln/Bonner Raumgeplant?

    4. Welche Einzugsbereiche nach Einwohnerzahlen sind nach allgemein anerkannten medizinischen Gesichtpunkten für Perinatalzentren als sinnvoll anzusehen?

    5. Wie würde sich die unter Punkt 1 angesprochene beabsichtigte Verlagerung einer Entbindungsstation zu einer Kinderklinik auf die medizinische Versorgungssicherheit für die Mütter bei Komplikationen auswirken?

    Antwort des Ministers für Arbeit, Gesundheit und Soziales vom 23. Mai 2008 namens
    der Landesregierung:

    Zur Frage 1
    Es liegt ein gemeinsamer Antrag der ASKLEPIOS Klinik St. Augustin und des HELIOS Klinikums Siegburg vor, der darauf gerichtet ist, zur Steigerung der Versorgungsqualität
    • die 15 für das HELIOS Klinikum Siegburg im Krankenhausplan NRW ausgewiesenen Betten im Bereich Geburtshilfe zukünftig für die ASKLEPIOS Klinik St. Augustin auszuweisen und zugleich diese Betten räumlich an die ASKLEPIOS Klinik St. Augustin zu verlagern und
    • die 30 für die ASKLEPIOS Klinik St. Augustin im Krankenhausplan des Landes NRW ausgewiesenen Betten in der Fachabteilung Herzchirurgie in der Betriebsstätte Siegburg zukünftig für das HELIOS Klinikum Siegburg auszuweisen.

    Von dem letzt genannten Antrag werden die in der ASKLEPIOS Klinik St. Augustin ausgewiesenen
    Betten zur Versorgung herzkranker Kinder ausdrücklich nicht berührt.

    Zur Frage 2

    Die Zahl der Entbindungen in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis (rechtsrheinisch) betrugen im Jahre 2004 = 3.084 Geburten, 2005 = 3.072 und 2006 = 2.984 Geburten.

    Die Zahlen des Jahres 2007 liegen noch nicht vor.

    Zur Frage 3

    Im Köln/Bonner Raum sind derzeit drei Perinatalzentren im Krankenhausplan NRW anerkannt (Universitätsklinikum Köln, Städt. Kliniken Köln-Riehl und Köln-Holweide gemeinsam und Universitätsklinikum Bonn). Daneben gibt es nach der bestehenden Struktur vier geburtshilflich-neonatologische Schwerpunkte (neben St. Augustin noch in Bonn, Gummersbach und Leverkusen).

    Die Landesregierung entwickelt zurzeit mit fachlicher Unterstützung der beiden Ärztekammern in Nordrhein und Westfalen-Lippe ein Konzept, unter Wegfall der bisherigen geburtshilflich-neonatologischen Schwerpunkte, die für die Versorgung von unvorhersehbaren Risikogeburten zuständig sind, die Versorgung der schweren perinatologischen Risikofälle ausschließlich in Perinatalzentren sicher zu stellen. Damit käme es zu einer neuen landesweiten Standortverteilung mit einer vermutlich moderaten Steigerung der Anzahl der Perinatalzentren.

    Die fachlichen Gespräche sind aber noch nicht abgeschlossen, sodass eine Standortoption für St. Augustin derzeit nicht besteht.

    Zur Frage 4

    In der bestehenden Konzeption auf der Grundlage des Landesprogramms „Gesundheit von Mutter und Kind“ von Ende der 1980´er Jahre ist für ein Perinatalzentrum als Einzugsbereich eine Region mit jährlich mindestens 5.000 Geburten mit einem hohen Anteil an Risikogeburten definiert.

    Neuere fachliche Bewertungen stellen als zentrales Kriterium für Perinatalzentren die Anzahl von Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht von weniger als 1.500 Gramm in den Vordergrund. Größenordnungen sind mit den Fachleuten aber noch nicht abgestimmt. Dies bleibt der genannten Konzeptentwicklung vorbehalten.

    Zur Frage 5

    Nachteile für die Beherrschung von Komplikationen bei den Müttern sehe ich nicht. Eines der besonderen Risiken bei der Versorgung von unreifen Frühgeborenen ist jedoch die Notwendigkeit eines Transports in eine qualifizierte Kinderklinik. Die Vermeidung von Transportrisiken bleibt daher ein zentrales Ziel der geburtshilflichneonatologischen Hochrisikoversorgung. Eine Zentralisierung von Geburtshilfe und Kinderklinik kann solchen Risiken am besten vorbeugen.