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    17. April 2008

    Kopfnoten - Chaos sofort beenden - es gilt das gesprochene Wort

    Anrede,

    die neu eingeführten Kopfnoten an unseren Schulen sind vor Ort auf wenig Verständnis gestoßen. Lehrer, Eltern und Schüler sind vielfach unzufrieden bis aufgebracht.
    Daher gibt der vorliegende Antrag der SPD-Fraktion „Kopfnoten-Chaos sofort beenden“ nicht nur unsere Meinung wieder, sondern die weiter Kreise von Betroffenen.

    Seit Monaten sind Schülerinnen und Schüler, Eltern und die Lehrerschaft zudem verunsichert, weil ständig widersprüchliche Aussagen zum weiteren Umgang mit den Kopfnoten gemacht werden.

    Die Schulministerin will langfristig an sechs Kopfnoten festhalten, Mitglieder der Koalitionsfraktionen fordern eine schnelle Reduzierung auf zwei Kopfnoten. Frau Sommer stellte eine Reform der Praxis in Aussicht: "Wir werden alle Beteiligten befragen." Herr Kaiser eröffnet in einer Mitteilung, dass es bislang keine Entscheidung über eine Reduzierung der Kopfnoten gebe. Erst im Herbst solle die bisherige Vergabe bewertet und auf dieser Grundlage entschieden werden. Gleichwohl führte er auf dem Philologentag vor 400 Lehrern aus, „Wenn Sie meine persönliche Meinung hören wollen, dann glaube ich, dass wir mit zwei Noten ganz gut klarkommen.“

    Aus Sicht der FDP-Fraktion ist dagegen die inhaltliche Aussagekraft der derzeit sechs Kopfnoten noch verbesserungsfähig. Die Kopfnoten seien zwar ein wichtiges Instrument, sie müssten jedoch noch klarer und verständlicher gemacht werden. Ralf Witzel dazu: "Wo nachgesteuert werden muss, muss nachgesteuert werden."

    Laut Ministerium sollen in diesem Schuljahr die Kopfnoten in zwei Durchläufen bis zum kommenden Versetzungszeugnis vergeben und anschließend die Erfahrungen im Herbst „ergebnisoffen“ bewertet werden. Wie evaluiert wird und wer befragt wird ist dabei völlig unbekannt.

    Danach sei zu klären, ob Nachbesserungsbedarf bestehe. An der Einführung der Kopfnoten werde jedoch nicht gerüttelt.

    Gleichzeitig vertritt das Ministerium die Meinung, dass die Einführung der Kopfnoten kein Experiment sei.
    Von diesem angeblichen Nicht-Experiment sind 2,5 Millionen Schüler und Schülerinnen betroffen. Ein ganzer Abschluss-Jahrgang wird dieses Jahr auf den Abschlusszeugnissen der Sekundarstufe I und auf den Abiturzeugnissen in einer bundesweit einmaligen Notenorgie sechs Kopfnoten erhalten und damit durch sein Leben gehen. Wie wollen Sie diesen Schülern und Schülerinnen erklären, dass sie der einzige Jahrgang in Deutschland sein werden mit diesem Notenwust auf den Abiturzeugnissen? Die Abiturienten können sich mit dem Alleinstellungsmerkmal „Kopfnote aus NRW“ auf dem Reifezeugnis bewerben. Ist dies die neue Definition von „Wir in NRW“?

    Wie wollen Sie den Schülern und Schülerinnen erklären, dass Sie gerade einen Feldversuch in NRW durchführen, dessen Ende die Regierungsfraktionen ins politische Kalkül ziehen oder aber auch eigentlich nicht wissen, was Sie wollen? Politik braucht Verlässlichkeit von Wort und Tat.

    Die beiden regierungstragenden Fraktionen distanzieren sich verbal von ihrem gerade erst verabschiedeten Schulgesetz. Dies ist schon ein Hohn an sich, während die Ministerin die dort verankerte Notenorgie weiterhin verteidigt.

    Derweil gehen die Widersprüche gegen die Kopfnoten bei den Regierungspräsidenten in NRW ein. Und das zu Recht, denn die Noten auf den Abschlusszeugnissen, die für jede Bewerbung im zukünftigen Leben relevant sind, sollten den Ansprüchen genügen,
    a) keine erzieherischen Absichten zu verfolgen und
    b) überregional standardisiert und vergleichbar zu sein.
    Beide Ansprüche werden von den Kopfnoten auf nordrhein-westfälischen Zeugnissen nicht erfüllt.

    Die konfuse Debatte sollte schleunigst beendet werden. Schüler, Lehrer und Eltern brauchen Klarheit.

    Dies, meine Damen und Herren von den Regierungsbänken, ist auch die einzige Möglichkeit, die kontroverse öffentliche Debatte einzufangen. Ordnen Sie ihr Meinungschaos und handeln Sie endlich zum Wohle der Schüler und Schülerinnen.