Suchen

 
     

    11. März 2010

    Rede von Renate Hendricks im Plenum am 11.03.2010 zum Antrag der Gründen: Wahlpflichtkurs Literatur

    - Es gilt das gesprochene Wort -

    Anrede …

    wir unterstützen den von der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vorgelegten Antrag inhaltlich, wobei der gewählte Zeitpunkt des Antrags – kurz vor der Wahl einer neuen Landesregierung – fragwürdig und zumindest die Dringlichkeit des Antrags nicht gegeben scheint.
    Inhaltlich ist der Antrag jedoch völlig legitim: Die musisch-künstlerische Bildung der Kinder ist eine nicht zu unterschätzende Chance für ihre Persönlichkeitsentwicklung und darf deshalb nicht eingeschränkt oder abgewertet werden. Das hat der 12. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung noch einmal deutlich gezeigt, in dem er den Wert der nonformalen Bildung und der musisch-kulturellen Angebote deutlich gemacht hat.

    Anrede,

    Das Fach „Literatur“ ist nicht nur ‚schmückendes Beiwerk’ der gymnasialen Oberstufe, sondern fördert die soziale Kompetenz, Kreativität und Intelligenz der Schüler ganz maßgeblich. Die Arbeit der Literaturkurse und ihre Darbietungen bei Schulveranstaltungen und Wettbewerben sind Bestandteil der Schulkultur und schaffen ein unverzichtbares Schulklima. Darüber hinaus ist es das einzige Fach im Fächerkanon der gymnasialen Oberstufe, das derart vielschichtig und praktisch orientiert (projektorientiert) ausgelegt ist. Deshalb unterstützen wir die Forderung der Grünen, die musisch-künstlerische Ausbildung von der Primarstufe bis zur Sek. II weiterhin als gleichberechtigtes Fach neben Kunst und Musik im Curriculum zu verankern.

    Das Fach „Literatur“ wird derzeit nicht an allen Gymnasien in Nordrhein-Westfalen angeboten, seine Themen und Projekte werden jedoch an einer Vielzahl dieser Gymnasien im normalen Deutschunterricht erarbeitet. Uns ist bewusst, dass dies jedoch stark vom Engagement der jeweiligen Schule und der Lehrer abhängig ist.
    Dabei ist das Angebot des Literaturkurses nicht durch eine ‚traditionelle’ AG, wie z.B. Theater-, Chor- oder Literatur-AG aufzufangen, da diese sporadisch entstehen und nicht in einen Gesamtzusammenhang eingebettet sind. Der geplante Ausbau der Ganztagsschulen eröffnet der kulturellen Bildung der Schüler/innen allerdings neue und vielschichtige Möglichkeiten: Der neue Ganztagserlass (12/2005) betont ausdrücklich die Chance einer kulturellen Schulprofilbildung. Der offene Ganztag bietet den Lehrerinnen und Lehrern sowie allen anderen Mitarbeitern die Möglichkeit, sich verstärkt den künstlerischen Bedürfnissen, Fähigkeiten und Interessen der Kinder zu widmen und besondere Begabungen zu fördern. Auch das Einbinden außerschulischer Kooperationspartner (Künstler, Musiker, Schauspieler, u.a.) schafft zusätzliche Lernzugänge und vielfältige kulturelle Bildungsangebote.
    Dennoch muss die Wahl des Literaturkurses für Schüler weiterhin möglich sein. Das Fach Literatur muss gleichberechtigt zu den Fächern Kunst und Musik angeboten werden. Die Wahl des Faches attraktiver gemacht werden und seine Belegung nicht von vornherein durch überfüllte Stundenpläne und mangelnde Zeit für Kreativität gehemmt werden. Den musisch-künstlerischen Fächern steht mehr Anerkennung zu, als die die sie durch ihre marginalisierte Stellung im Stundenplan, mit geringen Wochenstunden derzeit erhalten.
    Die Entscheidung der KMK, „Kulturelle/musisch-ästhetische zum Schwerpunktthema des Bildungsberichts 2012 zu machen sollte Richtungsweisend für die Lehrplanentwicklung auch in NRW sein.
    Die kulturelle und musisch-ästhetische Bildung im Lebenslauf soll das Schwerpunktthema des Bildungsberichts 2012 werden. Die unterschiedlichen Angebote im kulturellen und musischästhetischen Bereich leisten einen wichtigen Beitrag zur Persönlichkeitsbildung und schaffen Möglichkeiten für persönliche Lernerfahrungen und Lernerfolge. Im Rahmen des Schwerpunktkapitels sollen deshalb bildungsbereichsübergreifend - von der frühkindlichen Bildung bis in die Erwachsenenbildung - die differenzierten Formen kultureller Bildung in unterschiedlichen Lebenszusammenhängen und Lebensphasen dargestellt werden.
    Das Herantasten an eine endgültige Lösung ist durch die Terminierung des Antrags angestoßen, wird jedoch wohl erst nach den Wahlen im Mai erfolgen können.

    Anrede,

    Festzuhalten bleibt an dieser Stelle, dass die musisch-künstlerische Bildung eine Vorrangstellung in der schulischen Ausbildung haben muss, die keiner Einschränkung, sondern weiterer Förderung bedarf. Insofern stimmen wir dem Antrag der Grünen in seiner Intension zu.