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    28. April 2008

    Potenzial an Fachkräften nicht einfach verschenken

    Antrag
    der Fraktion der SPD

    Potenzial an Fachkräften nicht einfach verschenken

    Abwanderung ausländischer Studierender verhindern – mehr Betreuung schaffen!

    Deutschland belegt weltweit den 3. Rang unter den beliebtesten Studienstaaten der ausländischen Studierenden. Trotzdem sinkt die Zahl ausländischer Studierender in Deutschland seit einigen Jahren kontinuierlich. Laut einer Studie des Hochschul-Informations-Systems (HIS) bricht jede bzw. jeder zweite Studierende aus dem Ausland sein Studium in Deutschland ab und kehrt zurück in sein Heimatland.

    In Deutschland werden aufgrund des demographischen Wandels dringend hochqualifizierte Zuwanderer als Fachkräfte benötigt, die über deutsche Abschlüsse und gute Sprachkenntnisse verfügen. Dafür müssen sie jedoch zunächst einmal an deutsche Hochschulen kommen und dort auch bleiben. Bislang unternommene Versuche, in Deutschland fertig ausgebildete Arbeitskräfte für bestimmte Branchen anzuwerben, sind weitestgehend gescheitert. Andere Länder haben längst erkannt, dass fast die ganze Gewinnung von ausländischen Spitzenkräften über die Hochschulen laufen muss. In den USA kam die Regierung beispielsweise sogar zu dem Schluss, dass 98% aller hochqualifizierten Einwanderer bereits vorher im Land gelebt und dort gelernt hatten.

    In NRW befindet sich die Landesregierung auf einem entgegengesetzten Kurs. Anstatt die Bedingungen für ausländische Studierende zu erleichtern, wurden sie sogar noch erschwert. Mit Beschluss der Landesregierung wurden 2007 die, ohnehin schon zu wenigen, Studienkollegs abgeschafft und durch ein Betreuungssystem ersetzt, das bis heute nicht funktioniert oder gar nicht existiert. Zudem sind von der Einführung der Studiengebühren durch die Landesregierung im besonderen Maße die ausländischen Studierenden betroffen. 50% der ausländischen Studierenden stammen aus Staaten mit geringem Pro-Kopf-Einkommen. In Nordrhein-Westfalen fällt dieser Anteil laut HIS- Studie damit deutlich überproportional aus. Hinzu kommt, dass Studierende aus EU-Drittstaaten oder EU-Beitrittsländern nur 90 Tage im Jahr arbeiten dürfen und zumeist kein Bafög beziehen können.

    Darüber hinaus ist die Betreuung der ausländischen Studierenden für die Hochschulen in NRW ohne die Strukturen und Finanzmittel des Landes eine zusätzliche finanzielle Belastung. Abgesehen von einigen wenigen positiven Einzelbeispielen, findet sie seit der Abschaffung der Studienkollegs kaum statt. Das Ergebnis dieser schlechten Betreuungssituation ist, dass ausländische Studierende sich schlechter in den Hochschulalltag integrieren. 39% der ausländischen Studierenden gaben in der HIS- Studie an, sie hätten Schwierigkeiten Kontakt zu deutschen Studierenden zu finden.

    Hochschulen, die versuchen bessere Bedingungen zu schaffen, bleibt oft keine andere Wahl als diese von den ausländischen Studierenden selbst finanzieren zu lassen. Ein solches System schreckt aber ausländische Studierende ab. Zum Beispiel wollte man an der Universität Bonn eine bessere Betreuung schaffen und erhob dafür einen „Betreuungsbeitrag“ in Höhe von 150 Euro - zusätzlich zu den allgemeinen Studiengebühren von 500 Euro. Folge dieser Maßnahme war eine Abnahme der Studierenden aus Nicht-EU-Staaten um 60%.

    Vor diesem Hintergrund wird die Landesregierung aufgefordert,

    1. ein Betreuungssystem aufbauen, das die ausreichende Betreuung ausländischer Studierender sicherstellt. Hier sollen insbesondere modernisierte Studienkollegs im Sinne des SPD - Entschließungsantrages vom 18.09.2007 (Drucksache 14/5067) wie- der eingeführt werden

    2. gemeinsam mit den Hochschulen eine Auslandskampagne zur Werbung für den Studienstandort NRW zu starten

    3. über eine Qualitätsoffensive dezentrale spezielle Tutorenprogramme, ein Gast- und Patenfamilienprogramm und ein Weiterbildungsprogramm für die Vorbereitung von Lehrenden auf ausländische Studierende aufzulegen.

    Hannelore Kraft
    Carina Gödecke
    Marc Jan Eumann
    Karl Schultheis
    Renate Hendricks

    und Fraktion