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30. Oktober 2007

„Eltern sind der Schlüssel zum Bildungserfolg ihrer Kinder“

Renate Hendricks bei der Elternschule Hamm am 30.10.2007 ______ „Eltern sind der Schlüssel zum Bildungserfolg ihrer Kinder“ Der Zusammenarbeit von Elternhaus und Schule wird an vielen Schulen nicht die erforderliche Bedeutung beigemessen. Aus einer vertrauensvollen Zusammenarbeit können Kooperationen, Hilfen, Unterstützung, entstehen, die für das Kind unerlässlich sind und für die Eltern und die Schule bessere Ausgangspositionen und Entwicklungsoptionen schaffen. Kommunikation, Vertrauen und Hilfe sind dabei der Schlüssel zum Erfolg. Spätestens seit PISA wissen wir, dass der Bildungserfolg in Deutschland von nichts so stark abhängt, wie von der Unterstützung der Kinder durch das Elternhaus. Also gilt es die Eltern zu stärken, damit sie ihre Kinder stärken können. Der lebendige Austausch fehlt häufig Elternmitwirkung hat an Deutschlands Schulen eine lange Tradition. Die Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule ist in allen (Bundes)- Ländern gesetzlich geregelt. Die rechtliche Basis bilden das Grundgesetz Art. 6, die Landesverfassung und die Schulgesetze der Länder. In der Tradition der deutschen Schule stehend, ist sie stark verrechtlicht. Starr und an feste Vorgaben gebunden. Sie regelt das Miteinander der unterschiedlichen Gruppen in einer Schule .Die Ausgestaltung vor Ort ist für viele Eltern unbefriedigend. Über das Befolgen der rechtlichen Vorschriften ist die Lebendigkeit des Austausches zwischen Menschen mit dem gleichen Ziel, das Beste für ein Kind zu erreichen, in den Hintergrund gerückt. Sehen wir uns einmal an, wie der gesetzliche Rahmen für die Elternarbeit aussieht Zwei Elternsprechtage pro Schuljahr sollen stattzufinden. (An vielen Schulen stehen dafür pro Kind 10 Minuten zur Verfügung) Pro Halbjahr muss eine Elternversammlung einberufen werden. Vorgeschrieben sind dabei
  • die Einladungsfristen,
  • die Protokollführung,
  • die Versammlungsleitung,
  • wer einlädt,
  • die Fristen, in denen Widerspruch gegen Beschlüsse oder Protokolle eingelegt werden können.
Viele Elternversammlungen sind einfach unerträglich. Langwierig, wenig informativ. Sie werden von vielen Eltern als unnötige Belastung empfunden. Je bildungsferner die Eltern sind, um so mehr. Andererseits sind Eltern für die Schule wichtige Partner. Schule müsste sich deshalb der Mitarbeit der Eltern anders versichern. Viele Eltern fühlen sich von der Schule, den Lehrern, dem System hilflos ausgeliefert. Ohne eine gut funktionierende Partnerschaft kann die Schule Kinder und Jugendliche jedoch nicht optimal fördern und bilden. Leider ist das Verhältnis zwischen Schule und Elternhaus nicht überwiegend gut. Strukturelle Vorgaben in einem selektiven Schulsystem, wie etwa zu Übergangsregelungen nach der Grundschule, Sitzen bleiben, Abschulen oder auf andere Schulen verweisen, lassen bei vielen Eltern ein Urmisstrauen entstehen. Das derzeitige Schulsystem ruiniert damit den Ruf von Lehrern und Lehrerinnen, setzt Eltern und Kinder unter Druck und erzeugt unnötige Konflikte, die eine Zusammenarbeit mit der Schule erschweren. Was den Austausch über und mit dem einzelnen Kind und seinen Eltern angeht, steht wenig in den Gesetzen. Die Eltern mit ihrem Interesse an ihrem Kind kommen bei dieser Sicht auf Elternbeteiligung zu kurz. Informationsrechte und Mitwirkungsmöglichkeiten stehen beim Beratungsbedarf der Eltern nicht überwiegend im Vordergrund. Hingegen die Beratung über das einzelne Kind würden sich Eltern mehr wünschen. Für die, die es sich nicht wünschen, wäre dies eine Möglichkeit mehr in den Kontakt mit der Schule eingebunden zu werden. Bundesweite Ansätze reichen nicht aus Das Selbstverständnis der in der Schule Tätigen schließt die Mitwirkung und Beteiligung der Eltern in der Regel nur eingeschränkt ein. Gerade hier muss sich etwas ändern. Die einzelnen Eltern müssen in den Prozess der Bildung mehr miteinbezogen werden. Einbeziehung der Eltern und der Schüler/innen in den Lernprozess durch regelmäßige Rückmeldungen zum Lernprozess des Kindes, Rücksprache zu Entwicklungen zuhause, Absprache von individuellen Lernplänen, Hilfestellungen, Förderplanen und Fördermöglichkeiten. Gemeinsame Verantwortung aller Beteiligten für die Bildung und Erziehung in einer vertrauensvollen Erziehungspartnerschaft. Die Fähigkeit zuzuhören und Rückmeldungen als Beitrag zur Schulentwicklung zu akzeptieren müssen zudem Schulen noch lernen Gerade gut funktionierende Schulen zeichnen sich dadurch aus Gute Schulen wissen, dass Eltern ein Schatz sind, der gehoben werden kann Der Schulalltag bietet wenig Raum für individuelle Belange der Eltern und Begegnungen mit dem Schulraum. Eltern werden oft als störend empfunden. Elternbeteiligung wäre eine Öffnung von Schule und könnte eine vertiefende Zusammenarbeit zum Wohle des Kindes darstellen. Gute Schulen haben hier neue Wege beschritten. So finden sich u. a. Elterncafes, regelmäßige Elternberatung, Netzwerkarbeit in den Stadtteil hinein. Eltern werden als Unterstützer gerne in der Schule gesehen, sie werden in den Bildungs- und Erziehungsprozess von Anfang an mit einbezogen. Sie wissen, dass auch sie in der Schule Hilfe und Unterstützung erhalten. Das bildet Vertrauen. Vertrauensarbeit ist jedoch Voraussetzung für eine gedeihliche Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern. Gut funktionierende Schulen zeichnen sich dadurch aus:
  • 1. Gemeinsame Verantwortung aller Beteiligten für die Bildung und Erziehung in einer vertrauensvollen Erziehungspartnerschaft
  • 2. Erziehung und Unterricht, die nicht getrennt gesehen werden
  • 3. die Verpflichtung den einzelnen Schüler in den Mittelpunkt zu stellen
  • 4. guten Unterricht und ein gutes Teamklima in der Schule
  • 5. Einbeziehung der Eltern und der Schüler/innen in den Lernprozess durch regelmäßige Rückmeldungen zum Lernprozess des Kindes, Rücksprache zu Entwicklungen zuhause, Absprache von individuellen Lernplänen, Hilfestellungen, Förderplanen und Fördermöglichkeiten
  • 6. die Fähigkeit zuzuhören und Rückmeldungen als Beitrag zur Schulentwicklung, zur Unterrichtsentwicklung oder als konstruktive Kritik zu begreifen
  • 7. ein gutes Informations- und Kommunikationssystem für alle Beteiligten
  • 8. eine große Identifikation aller Beteiligten mit der Schule
  • 9. verbindliche Verabredungen und Vereinbarungen (Regeln einer Schule)
  • 10. Bereitschaft zur Veränderung
  • 11. Öffnung nach außen hin
  • 12. Zeit für Kinder und Jugendliche
Kommunikation ist der Schlüssel zum Verstehen Wer nicht redet, kann auch nicht verstanden werden. Zusammenarbeit setzt eine gute Kommunikation untereinander voraus. Gegenseitige Information, die Transparenz der Entscheidungen, das Einhalten von Regeln sind dabei ebenso wichtig, wie gemeinsame Verabredungen, Planungen sowie ein offener und vertrauensvoller Umgang miteinander. Eltern und Schule müssen lernen sich als Partner zu sehen und die Zusammenkünfte auf Augenhöhe zu organisieren. Eltern wollen informiert werden. Aber nur informierte Eltern können die Schule unterstützen. Schule muss sich als Bildungshaus umbauen Schulen müssen heute mehr, als Unterrichtsinhalte vermitteln. Sie sollen individuell fördern, beobachten, diagnostizieren, unterstützen, Eltern beraten, begleiten, Lebensraum sein, ganzheitliche Förderung ermöglichen. Schulen müssen sich mehr zu kommunikativen Bildungshäusern umbauen, in denen Eltern willkommen sind, die Lebens- und Arbeitsraum für Schüler und Schülerinnen sowie für Lehrer und Lehrerinnen sind. In ihnen sollen unterschiedliche Professionen zum Wohle der Kinder und Jugendlichen zusammenwirken. Eine Öffnung zum Umfeld ist erforderlich, Partner aus dem lokalen Verbund sollen in die Arbeit eingebunden werden. Unter dem Motto: Um ein Kind zu erziehen und zu bilden, benötigt es ein ganzes Dorf. Dies schafft Verantwortlichkeit und Identifikation. Dies verändert das Berufsbild der Lehrer und Lehrerinnen. Lehrerfortbildung und Ausbildung müssen darauf vorbereiten. Demokratisch und sozial gerecht ist eine Schule für alle. Daher wünsche ich ganz Deutschland Schulen, in denen Kinder
  • zehn Jahre gemeinsam lernen
  • nicht beschämt werden
  • aus Fehlern lernen
  • den ganzen Tag verbringen
  • alles haben, was sie zum Lernen brauchen
  • selbst bestimmt lernen
  • mitbestimmen können
  • Unterstützung bekommen, so viel sie brauchen
  • sich an anspruchsvollen Aufgaben bewähren können und
  • die Freude am Lernen für ihr ganzes Leben behalten
Um mit Goethe zu schließen: Es ist nicht genug, es zu wissen, man muss es auch anwenden. Es ist nicht genug, es zu wollen, man muss es auch tun.