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Kurzfristig zusätzliche Lärmschutzmaßnahmen erforderlich - Umfahrungsstrecke muss langfristiges Ziel für Bonn sein

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Der gerade abgeschlossene Ausbau des Rotterdamer Hafens mit einem zusätzlichen Containerterminal wird eine dramatische Erhöhung des Containerverkehrs für die Rheintalstrecke zur Folge haben. Auch der derzeitige Bau eines neuen Gotthard-Basistunnels in der Schweiz (Inbetriebnahme 2017) sowie der Ausbau des Eisernen Heinrichs werden die Zahl der Güterverkehrszüge auf der Rheintalstrecke enorm be-lasten. Nach Angaben der Schweizer Bundesbahn überquerten 2006 etwa 34.000 Güterzüge von Deutschland aus die Schweizer Alpen in Richtung Italien. Hiervon sind nach Angaben der Schweizer Bundesbahn 25 % zuvor durch Bonn gerollt. Dies sind im Jahr 2006 8.500 Güterzüge gewesen, also etwa 25 Güterzüge pro Tag. Dies sind allerdings nur die Güterzüge, die in der Folge die Schweizer Alpen überqueren. Hinzukommt noch eine Vielzahl weiterer Güterzüge mit anderen Zielorten.

Im Zuge der Politik der Verlagerung des Schwerverkehrs von der Strasse auf die Schiene, strebt die Schweizer Bundesbahn bereits heute mindestens eine Verdopp-lung des Verkehrs über die Alpen an. Dies würde für die Rheintalstrecke bedeuten, dass zukünftig mindestens allein 50 Güterzüge durch Bonn rollen, die in der Folge die Schweizer Alpen überqueren. Auch die Deutsche Bahn AG plant wegen steigen-der Transportaufkommen bis 2015 mit einer jährlichen Steigerungsrate der Güterver-kehrszüge durch Bonn von etwa 12 %. Zu dieser Politik der Verlagerung auf die Schiene gibt es keine Alternative. Gleichzeitig muss ein Schutz der Anlieger vor dem Lärm entstehen.

Eine Entlastung der Rheinstrecke durch den Bau einer weiteren leistungsfähigen deutschen Nord-Süd-Strecke für den Schienengüterverkehr muss daher schon heute angedacht werden. Dies ist keine populistische Forderung meinerseits, wie mein Landtagskollege Gerhard Lorth zuletzt ausgeführt hat, sondern perspektivisches Denken und Handeln. In dieser Einschätzung werde ich von meinem Bundestagkol-legen, Ulrich Kelber unterstützt.

Durch das zunehmende Verkehrsaufkommen auf der Schiene steigt gleichzeitig die Verantwortung der Politik eine effiziente und nachhaltige Lösung für Städte wie Bonn zu entwickeln. Dazu gehört, die Streckenführung der Bahn so zu gestalten, dass die Haupttrasse des europäischen Nord-Südverkehrs nicht durch das dicht besiedelte Rheintal führt.

Die langfristige Zielsetzung einer Umfahrungsstrecke muss unmittelbar durch kurz-fristige Maßnahmen im Lärmschutzbereich ergänzt werden. Ausreichende Lärmfor-schungen liegen in ausreichendem Maße vor. Die Ergebnisse müssten nur umge-setzt werden. Nach den heutigen Erkenntnissen sind Güterzüge gesundheitsschädli-cher als startende oder landende Flugzeuge. Bei gleichem Lärmpegel werden die Betroffenen am häufigsten durch Schienenverkehr geweckt und nicht, wie bisher an-genommen durch Flugzeuglärm. Die Lärmkartierungen für Bonn zeigen deutlich, in-wieweit die Bonner Bürgerinnen und Bürger hier belastet werden. Diese Problematik wird insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass die aktuell zulässigen Dezibel-Regelwerte für Neubauten entlang an Bahnstrecken nachts bei 49 dB und tagsüber bei 59 dB liegen, deutlich.

Die Umrüstung von Güterzügen auf die so genannte K-Sohle soll durch die ge-räuscharme Bremstechnik eine Lärmminderung für die Anwohnerinnen und Anwoh-ner der Bahnstrecke im gesamten Rheintal erbringen. Dabei handelt es sich um ein-langfristig angelegtes Umrüstungsprogramm, das für die deutschen Waggons erst in etlichen Jahren abgeschlossen sein wird.

Im Rahmen der europäischen Freizügigkeitsverordnung dürfen Waggons aus ganz Europa auf unserem Schienennetz fahren. Es reicht also nicht, alleine auf die Um-rüstung der K-Sohle zu setzen. Neben der Umrüstung müssen zusätzliche Lärm-schutzmaßnahmen endlich Eingang in das Repertoire der Bahn finden. Bisher ist die Diskussion sehr verkürzt geführt worden. Es kann zukünftig nicht nur um Fenster und Schallschutzwände gehen, sondern andere Lärmschutzmöglichkeiten müssen für die Bonner Strecke getestet werden. So z.B. Verbundschotter, achtzig Zentimeter hohe Lärmwände, die etwa in der Schweiz eingesetzt werden oder Lärmschutzsteine, die den Lärm an der Quelle absorbieren. So ist in Berlin das gesamte Gleisbett des S-Bahn-Rings mit so genannten Lärmschutzsteinen ausgelegt.