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100 Tage Kinderbildungsgesetz (KiBiz)

Familie und Jugend

Begrenzung des Ausbaus der Betreuung für Unterdreijährige auf 25 Stunden entspricht nicht dem Bedarf
Renate Hendricks und Ernesto Harder nehmen eine Einschätzung vom KiBiz vor

Insgesamt hat das KiBiz zu einem Ausbau der Betreuungsplätze insbesondere für unter Dreijährige geführt, berichten Ernesto Harder, Vorsitzender der Bonner SPD und jugendpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Bonn und Renate Hendricks, Bonner Landtagsabgeordnete der SPD. Allerdings wird der Bedarf nicht immer in dem Umfang abgedeckt, wie Eltern es benötigt hätten. Zu oft kommt es zu einem Widerspruch zwischen der erforderlichen personellen Ausstattung und dem Qualitätsanspruch der Landesregierung an die frühkindliche Bildung.

Mitarbeiter aus Bonner Einrichtungen klagen über Arbeitsverdichtung bei gleichzeitigem Ausdünnen der Personaldecke. In einer KiBiz-Runde bestätigten Mitarbeiter und Leiter und Leiterinnen von Bonner Einrichtungen Renate Hendricks, dass die Dienstpläne ausgereizt seien und die Grenzen des Machbaren erheblich überschritten werden.

„Personelle Engpässe können nicht mehr aufgefangen werden. Ebenso ist die Betreuung zu Randzeiten nur noch eingeschränkt möglich“, weiß Hendricks zu berichten. Es wird kritisiert, dass die Finanzierung nach dem KiBiz durch die "Kindpauschalen“ unzureichend sei und sich der Bürokratieaufwand gleichzeitig um mindestens 25% erhöht hätte.

Die Beschäftigten klagen über psychosoziale Belastungen und hohem Verwaltungsaufwand. Gleichzeitig sind die Arbeitsplätze in ihrem Stundenumfang aufgrund der Finanzierungssystematik des KiBiz nicht mehr sicher. Im November dieses Jahres will die Landesregierung eine Stichprobenuntersuchung durchführen, um zu erfassen, ob die gebuchten Betreuungszeiten in den Einrichtungen auch tatsächlich von den Eltern genutzt werden.

Leiterinnen von Einrichtungen können zudem immer seltener freigestellt werden. Die Folgen sind: Weniger Zeit für Vernetzungen ins soziale Umfeld, für konzeptionelles Arbeiten, für individuelle Bildungspläne und Beratung von Eltern und Personal.

„Die nunmehr vom Land vorgesehenen neuen U-Drei-Plätze, insgesamt 11.000 landesweit, werden auf 25 Stunden Betreuungszeit begrenzt. Das entspricht nicht dem Bedarf der Bonner Eltern.“ Bonn ist eine der wenigen Städte in NRW mit steigenden Geburtenraten. „Hier handelt es sich um eine haarsträubende Argumentation mit demografischen Gewinnen, die aufgrund der Kinderzahlen in den Bonner Einrichtungen nicht zu erwarten sind. Für einen 45 Stundenplatz im U-Dreibereich müssen drei Plätze bei den Kindern über drei Jahren wegfallen“, äußert sich Hendricks.

„Personelle Engpässe werden zudem durch die erforderliche Qualifizierung der Kinderpflegerinnen entstehen“; führt Ernesto Harder aus. Kinderpflegerinnen werden nur noch in Gruppen mit Kindern über drei Jahren als Zweitkraft eingesetzt. Ihre Weiterbeschäftigung hängt davon ab, ob sie eine zusätzliche Qualifizierung ablegen. Bei der Einführungsveranstaltung für die Weiterbildungsangebote für Pflegekräfte waren am Bonner Berufskolleg über 400 Kinderpflegerinnen anwesend. Lediglich 60 können aber in der ersten Runde qualifiziert werden. Diese wiederum fallen dann für die Träger stundenweise im Rahmen der Qualifizierungszeit aus. Ein Ersatz ist bisher nicht vorgesehen und kann durch die Kindpauschale auch nicht finanziell abgedeckt werden.

Zum weiteren Ausbau nach den Zielen von Bund und Land, insbesondere für Kinder unter drei Jahren, wird die Stadt Bonn ihren kommunalen Eigenanteile bei unveränderten Finanzierungsregelungen im KiBiz erheblich steigern müssen. Der vom Land angestrebte Aufwuchs (siehe Grafik) der Plätze muss zu mindestens 30% aus städtischen Mitteln gestemmt werden.


Quelle: „Kinder früher fördern. Das neue KiBiz in NRW“, Broschüre hrsg. vom Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes NRW

Dem stehen keine ausreichenden zusätzlichen Einnahmen der Stadt Bonn gegenüber. Dieser Entwicklung wird sich spätestens zum Beginn des Kindergartenjahres 2009/10 bemerkbar machen. Die Stadt Bonn wird den weiteren Ausbau der Unterdreijährigen-Betreuung bei der derzeitigen Finanzkraft der Kommune nur schwer aus eigenen Kräften leisten können.

Alleine der Eigenanteil bei den Betriebskosten wird bei der bestehenden örtlichen Nachfrage- und Einkommensstruktur der Eltern bis zum Haushaltsjahr 2009 um bis zu 23 Prozent steigen. Dies gilt unter der Voraussetzung des gleichen Wahlverhaltens der Eltern, der gleichen Gruppenstrukturen sowie gleich bleibender Kindpauschalen.