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Mehrere hundert Menschen leben in Bonn von einem nicht auskömmlichen Einkommen

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Auf der anderen Straßenseite schiebt der 28-jährige Michael einen prall mit Leergut gefüllten Einkaufswagen in den Supermarkt. An guten Tagen unter der Woche arbeitet er in einem Gartenbaubetrieb. Der Lohn reicht hinten und vorne nicht.

Irene besitzt eine Monatskarte mit der sie täglich zu ihrem Arbeitsplatz nach Köln fährt. Sie arbeitet in einen Friseursalon. Dabei ist sie glücklich, dass sie überhaupt eine Stelle gefunden hat. Die Hin- und Rückfahrten nutzt sie, um Leergut in den Zügen und auf den Bahnhöfen zu sammeln. Ein wichtiges Zubrot, ohne dass sie nicht über die Runden käme. Die anfängliche Scham hat sie in der Zwischenzeit abgelegt.

Die gegenwärtige Debatte um einen gesetzlich festgeschriebenen Mindestlohn hat viele Facetten, weiß die Bonner Landtagsabgeordnete Renate Hendricks zu berichten. Nach Schätzungen von Hendricks leben auch in Bonn mehre hundert Menschen von einem nicht auskömmlichen Einkommen.

Etlichen dieser Menschen stockt die Stadt Bonn das Einkommen bis zum Niveau des Arbeitslosengelds II auf. Die kommunalen Zuschüsse seien zum Beispiel Mietbeihilfen und Heizkostenzuschüsse, so Hendricks. "Diese Mittel könnte auch die Stadt Bonn sparen, wenn die Betroffenen endlich einen ausreichenden Verdienst hätten."

Wenn man einen durchschnittlichen Mietzuschuss von 270 bis 300 Euro im Monat zu Grunde legt, beläuft sich der kommunale Zuschuss in Bonn auf mehrere Millionen Euro. Damit gleichen die Steuerzahler die zu niedrigen Arbeitslöhne aus. Die Menschen kommen sich zugleich als Bittsteller vor.

Renate Hendricks sieht es als dringend notwendig an, endlich einen gesetzlichen Mindestlohn einzuführen. „Es ist an der Zeit, dass sich für den gesetzlichen Mindestlohn eine breite Mehrheit in unserer Bevölkerung einsetzt“, damit die die arbeiten auch von ihrem Verdienst leben können. Andere Länder in Europa machen uns dies lange vor!