Suchen

 

Studienkollegs müssen erhalten und weiterentwickelt werden.

Schule und Bildung

Landesregierung darf sich nicht gegen Interessen des Bundes stellen

Antrag der SPD-Fraktion

Die Studienkollegs sind die einzige institutionalisierte Einrichtung an deutschen Hochschulen, die ausländischen Studienbewerbern nicht nur ein sprachliches, sondern auch ein wissenschaftspropädeutisches Angebot bereitstellt: In einem zweisemestrigen Kurs bereiten sie sowohl sprachlich-kulturell als auch fachlich-methodisch auf die Anforderungen eines wissenschaftlichen Studiums vor. Die Kollegs erfüllen damit eine Brückenfunktion zwischen schulischen Bildungsträgern in den Herkunftsländern und universitärer Ausbildung.

Nordrhein-Westfalen als das größte Bundesland müsste hier eigentlich verstärkte Aktivitäten entwickeln, die helfen, vorhandene Kompetenzen in den Studienkollegs zu nutzen und deren Fortentwicklung zu fördern. Allerdings will die Landesregierung hier anderen Bundesländern das Feld überlassen. Damit trägt sie aktiv zu einer Schwächung der Internationalität des Bildungsstandortes Nordrhein-Westfalen bei. Auch im Ausland wären Imageschäden eine unvermeidliche Folge, da in vielen Ländern Studienkollegs als „ein Aushängeschild für unser Land“ – so Karl Prinz, der deutsche Botschafter in Guinea – angesehen werden.

Dies wird auch vom Bundesministerium für Bildung und Forschung nicht anders bewertet: Zwar ist die Kulturhoheit der Bundesländer ein hohes Verfassungsgut, das durch die jüngste Föderalismusreform bestätigt wurde, und die Entscheidungsfreiheit des Landes hinsichtlich bildungspolitischer Entscheidungen sollte nicht angefochten werden. Dennoch sollten Entscheidungen des Landes nicht diametral entgegen der Positionen des Bundes und anderer Bundesländer stehen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung spricht sich in einer Stellungnahme ausdrücklich gegen die Schließung der Studienkollegs aus. Wörtlich heißt es:

„Das BMBF wirbt um ausländische Studierende, um den Studienstandort Deutschland internationaler zu machen. Gradmesser für die Attraktivität Deutschlands in diesem Bereich ist der Studienerfolg dieser Zielgruppe. Hier gibt es erhebliche Defizite. Deshalb fördert das BMBF das Programm PROFIS zur besseren Vorbereitung auf ein Fachstudium in Deutschland, einer besseren Auswahl und Betreuung ausländischer Studierender über den DAAD. Dabei handelt es sich um ein Modellprojekt der Hochschulen, die ergänzt werden von zentralen Aktionslinien wie freiwilligen Eignungstests (TestAS), Sprachtest (TestDaF), Online-Sprachvorbereitung u.a.m.

Keinesfalls ersetzen diese Maßnahmen aber die breit angelegte, intensive Studienvorbereitung durch die Studienkollegs. Das BMBF begrüßt deshalb die Tätigkeit der Studienkollegs als eine Einrichtung, die ausländische Studienbewerber in der Breite fachlich, sprachlich und soziokulturell umfassend auf das Studium in Deutschland vorbereitet. Die Hochschulen haben diese Ressourcen nicht, erst recht nicht, wenn für die Rückverlagerung des Lehrpersonals an Studienkollegs in den Schuldienst kein Ausgleich geschaffen wird.

Statt einer Abschaffung wären eine bessere Vernetzung der Studienkollegs mit den Hochschulen sowie die Ausweitung auf einen deutlich größeren Kreis von ausländischen Studierenden geboten. Auch Bewerbern mit einem direkten Hochschulzugang und Studienanfängern sollten die Ressourcen der Studienkollegs zu Gute kommen. Dies müsste einhergehen mit einer Angebotserweiterung im Sinne von fachbezogenen Propädeutika und gegebenenfalls auch studienbegleitenden Maßnahmen. Hierzu gibt es Modelle in Hamburg in Berlin.

Die Studienkollegs würden im Zuge solcher Reformen strukturell in das Ausländerstudium der Hochschulen integriert und könnten ihren „Kundenkreis“ erweitern – von den ausländischen Studienanfängern ohne deutsche Hochschulzugangsberechtigung hin zu allen internationalen Studienanfängern mit Vorbereitungsbedarf. Dafür, dass auf Seiten der ausländischen
Studienanfänger der Vorbereitungsbedarf kalkulierbar bleibt und die allgemeine Studienerfolgsprognose positiv ist, sollten vorgeschaltete Auswahlprozesse mit den optimierten Instrumenten (TestDaF, TestAS) sorgen.

Nach Ansicht des BMBF liegt die Zukunft der Studienkollegs und damit des Studienerfolgs ausländischer Studierender mit Vorbereitungsbedarf in solchen Reformmodellen.“

Die Landesregierung muss hinsichtlich der Stellungnahme des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, die nicht nur den Erhalt der Studienkollegs, sondern eine Ausweitung der Tätigkeit der Studienkollegs im Hinblick auf ausländische Studierende mit direktem Hochschulzugang befürwortet, die Entscheidung die nordrhein-westfälischen Studienkollegs zu schließen, revidieren.

Deshalb fordert der Landtag die Landesregierung auf,

1. den Beschluss die Studienkollegs zu schließen aufzuheben,
2. sich mit der Position des BMBF auseinanderzusetzen,
3. sich im Sinne des SPD-Entschließungsantrages vom 18.09.2007 (Drucksache
14/5067) für eine Reform der Studienkollegs einzusetzen.

Hannelore Kraft
Carina Gödecke
Marc Jan Eumann
Ute Schäfer
Karl Schultheis
Renate Hendricks

und Fraktion